Exbotschafter gegen Visa-Praxis

BERLIN dpa ■ Die Liberalisierung der Visa-Praxis des Auswärtigen Amts durch den Volmer-Erlass hat nach Ansicht des früheren deutschen Botschafters in Moskau, Ernst-Jörg von Studnitz, den massenhaften Visa-Missbrauch mit verursacht. „Es ist deutlich geworden, dass die Prüfdichte nicht ausreichte und dass viele Leute mit windigen Begründungen durchschlüpften“, sagte von Studnitz. Kritik übte er an Außenminister Joschka Fischer (Grüne). Auf die Frage, ob Fischer sich ausreichend mit der Visa-Politik befasst habe, sagte er: „Rückschauend würde man sagen: Nein.“ Von Studnitz war von 1995 bis Juni 2002 Botschafter in Moskau und ist der Vorstandschef des Deutsch-Russischen Forums. Wenn der Volmer-Erlass von Anfang 2000 „falsch angewendet und als Carte blanche benutzt“ worden sei, um nicht mehr zu prüfen, sei er für den Missbrauch ursächlich gewesen, so von Studnitz. Es habe einen deutlichen Unterschied in der Anwendung des Erlasses in Moskau und an der Visa-Stelle in Kiew (Ukraine) gegeben.