Schlechtes Omen für die Junta

BIRMA Die Militärjunta des südostasiatischen Landes versucht nach dem Einsturz einer Pagode den Aberglauben zu kontrollieren, der ihr eine schlechte Zukunft prophezeit

■ Nach sechswöchiger Unterbrechung ist im Insein-Gefängnis in Birmas Metropole Rangun der Prozess gegen Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi fortgesetzt worden. Wie Regierungsvertreter in Rangun mitteilten, wurde der Jurist Khin Moe Moe als Zeuge der Verteidigung befragt. Suu Kyis Anwälte hatten erfolgreich gegen seinen zunächst geplanten Ausschluss protestiert. Die 64-jährige Friedensnobelpreisträgerin steht wegen angeblicher Verstöße gegen Auflagen ihres Hausarrests vor Gericht. Ihr drohen fünf Jahre Haft. Sie hatte im Mai illegalen Besuch von einem US-Bürger, der zu ihrem Haus geschwommen war. (afp)

VON HTAR HTAR MYINT

Der Einsturz einer 2.300 Jahre alten Pagode nahe Birmas Metropole Rangun wird als Missgunst der Götter gegenüber der Militärdiktatur gewertet und soll Juntachef Than Shwe beunruhigen, berichten Quellen in Birma. „Es ist ein mysteriöses Ereignis. Die Menschen reden kaum noch über was anderes“, berichtet ein Redakteur in Rangun. „Viele Pagoden sind schon bei Naturkatastrophen eingestürzt. Aber diese stürzte nicht wegen einer Katastrophe ein, und sie tötete sogar noch Menschen. Ich habe das noch nie erlebt. Wir fürchten, dass etwas Schlimmes passiert.“

Die 60 Meter hohe Danok-Pagode im Bezirk Dala stürzte am Abend des 30. Mai ein, als Arbeiter sie reparierten. Etwa 20 Menschen wurden getötet, viele verletzt. Der Einsturz erfolgte, nachdem Kyaing Kyaing, die Frau des Juntachefs, am 7. Mai einen mit Diamanten besetzten Schirm auf dem vergoldeten Pagodendach angebracht hatte. Der „hti“, der mit Edelsteinen verzierte Schirm auf einer Pagode, wird dort meist von einem hohen Mönch, Herrscher oder einer wohlhabenden Person platziert. Die heilige Macht der Pagode akzeptiert dem Glauben nach nur Spenden rechtschaffener Personen. Der von der Frau des Juntachefs stammende Diamantschirm fiel beim Einsturz herab und zeigte die Missgunst der Geister.

Danok zählt zu Birmas berühmtesten Pagoden. Sie wurde schon mehrfach von Erdbeben erschüttert. Im Mai 2008 wurde sie vom Zyklon „Nargis“ schwer beschädigt. General Than Shwes Frau leitete die Reparaturen. Im buddhistischen Birma hören normale Leute wie herrschende Generäle größenteils auf den Rat von Astrologen. Pagoden werden in Beziehung zu Macht und Schicksal der Herrscher gestellt. Früher sollen Pagoden in schönem Licht erstrahlt sein, wenn der König gut regierte. Doch stürzten sie ein, wenn er bald seine Macht verlieren sollte. Birmas Herrscher hängen dem traditionellen Glauben an, dass der Bau und die Reparatur von Pagoden ihre Macht stärkt. Umgekehrt ist ein Ereignis wie der Einsturz einer Pagode ein schlechtes Omen für den Herrscher.

Trotz des anfänglichen Verbots über den Einsturz zu berichten, verbreitete sich in Birma die Nachricht davon wie ein Lauffeuer. Die Menschen glauben, General Than Shwe stehen schlechte Zeiten bevor, wie Quellen innerhalb des Landes berichten. Ein bekannter Astrologe sagt, die Pagode bewachenden Geister hätten Than Shwe ein Warnzeichen gegeben. Sie würden die Spenden seiner Familie nicht akzeptieren, da sie schlechte Herrscher seien, die jahrelang Mönche, Studenten und Demokratieaktivisten getötet und verhaftet hätten. Inhaftiert ist auch Nobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi, die gerade vor Gericht steht (siehe Kasten), damit sie nicht an den Wahlen 2010 teilnehmen kann, so die verbreitete Einschätzung.

Der Junta gelang es nicht, die Nachricht über den Pagodeneinsturz zu unterdrücken

„Ich bin gebildet, weshalb ich den traditionellen Glauben nicht kommentiere“, sagt ein Arzt aus Rangun. „Aber ich kann sagen, dass es eine harte Zeit für Juntachef Than Shwe ist, da er wegen des Prozesses gegen Suu Kyi international unter Druck steht.“

Than Shwes Frau hatte gefordert, die Reparaturen an der Pagode noch im Mai zu beenden, da ein Astrologe den Monat als besonders günstig für die Weihezeremonie gedeutet hatte. Laut birmesischen Journalisten soll sie veranlasst haben, dass Soldaten und Dorfbewohner für diese Arbeiten zwangsverpflichtet wurden, um möglichst schnell fertig zu werden. Die Junta machte fehlerhafte Bauarbeiten für den Einsturz verantwortlich und begann, Bauarbeiter zu verhören. Diese und lokale Beamte sollen Angst vor Festnahmen haben.

Die Junta warnte, wer über den Einsturz der Pagode spreche und Gerüchte über die Familie des Generals verbreite, müsse mit bis zu drei Jahren Gefängnis rechnen. Der Einsturz der Pagode sei für Than Shwes ein Schicksalszeichen, sagt ein bekannter Wahrsager in Rangun. „Der General weiß um seine schlechte Zukunft. Wir trauern um die beim Einsturz Getöteten. Aber wird sind froh, dass die Götter Than Shwe strafen werden. Wer meiner Vorhersage nicht traut, soll abwarten, was passiert.“

Die Autorin ist Journalistin aus Birma und floh kürzlich ins Exil