kommentar: safer kick
: Ungeschützte Fans schützen

Es war klar, dass es bei der Vorstellung des nationalen Polizei-Logos zur Fußball-WM 2006 vor allem um die polizeilichen Maßnahmen gehen würde, die für einen reibungslosen Ablauf des Turniers sorgen. NRW-Innenminister Fritz Behrens ließ auch keinen Zweifel daran, dass der Staat mit aller Macht gegen tatsächliche aber auch vermeintliche Störenfriede vorgehen werde. Wer als „Gewalttäter Sport“ abgestempelt ist, hat keine Chance ins Stadion zu gelangen.

Grundlage für die Vorgehensweise ist eine riesige Datenansammlung des Landeskriminalamtes. Allein 6.000 Fans sind als „Gewalttäter Sport“ abgespeichert. Der überwiegende Teil ist tatsächlich irgendwann auffällig geworden. Aber es gibt auch ein nicht geringen Rest, der ohne je darüber informiert worden zu sein, zu Unrecht von Fußballspielen ausgeschlossen bleibt. Wie die Staatsschützer an die Daten gekommen sind und was damit geschieht, bleibt trotz aller Proteste im Dunkeln.

Im Vorfeld der Fußball-WM ist eher davon auszugehen, dass die Maßnahmen verschärft werden. Auf den Eintrittskarten angebrachte Funkchips machen den Stadionbesucher zum gläsernen Fan. Nur wer seine persönlichen Daten zur Verfügung stellt, hat die Möglichkeit, Spiele vor Ort zu verfolgen. Das Event Fußball-Weltmeisterschaft soll vor potentiell gefährlichen Fans geschützt werden. Nur wer schützt die Fans vor der Staatsmacht?

HOLGER PAULER