Kein Geld für Ausstellung im „Volkspalast“

Der Hauptstadtkulturfonds kürzt überraschend 300.000 Euro für ein Projekt der Stiftung Stadtmuseum im „Volkspalast“. Stadtmuseum-Chef Winkler: Wie bei RAF-Ausstellung werde eine Schau politisch in Misskredit gebracht

Zuerst die RAF-Ausstellung, jetzt der „Volkspalast“? Der Hauptstadtkulturfonds ist erneut mit einer politisch heiklen Entscheidung ins Zwielicht geraten. Drohten die Pläne für die RAF-Schau in den „Kunst-Werken“ in Mitte zunächst zu scheitern, weil der Hauptstadtkulturfonds seine ursprüngliche Förderung zurückzog, scheint sich nun Ähnliches zu wiederholen: Die erst vor etwa drei Wochen bewilligten Mittel in Höhe von 300.000 Euro für eine geplante Ausstellung der Stiftung Stadtmuseum zur Geschichte des „Palastes der Republik“ wurden gestern überraschend gestrichen. Das beschloss der Gemeinsame Ausschuss des Fonds in einer Sondersitzung.

Im Ausschuss sitzen unter anderem Kultursenator Thomas Flierl (PDS) und die Kulturstaatsministerin des Bundes, Christina Weiss (parteilos). Eine solch plötzliche Absage nach vorheriger Zusage sei „total außergewöhnlich“, sagte Amelie Deuflhard, die Gesamtkoordinatorin des „Volkspalastes“.

Der Generaldirektor der Stiftung Stadtmuseum, Kurt Winkler, kritisierte: „Da wird unterstellt, dass wir die Geschichte des Palastes verharmlosen und mit Hilfe der Ausstellung den Abriss hinauszögern wollen.“ Dies sei „eine völlige Verkehrung unserer Intentionen“. Er fühle sich zu Unrecht in die Ecke der „Palast“-Befürworter gestellt. Dies sei nach der RAF-Ausstellung „der zweite Fall, in dem versucht wird, eine Ausstellung politisch in Misskredit zu bringen“.

Dem hielt die Kulturverwaltung entgegen: Die Entscheidung für die Ausstellung des Stadtmuseums habe schon Ende Februar unter dem „Vorbehalt“ gestanden, „dass Kooperationspartner, wie die Bundeszentrale für politische Bildung, für ein solches Projekt gewonnen werden können“. Die Bundeszentrale habe nun aber ihren Verzicht erklärt. Flierls Sprecher Torsten Wöhlert sagte, er habe den Brief der Bundeszentrale mit der Verzichtserklärung gestern erstmals gesehen. Damit fehle eine der Geschäftsgrundlagen.

Im Gemeinsamen Ausschuss ist man sich der Kulturverwaltung zufolge jetzt sogar einig: Ausstellungen in der Palastruine seien angesichts der hohen Mietzahlungen an den Bund in Höhe von 25.500 Euro im Monat „grundsätzlich nicht realisierbar“. PHILIPP GESSLER