Exmilitärs feuern auf Blauhelmsoldaten

In Haiti sind zum ersten Mal UN-Soldaten bei Schusswechseln mit Gegnern des Expräsidenten Aristide getötet worden

SANTO DOMINGO taz ■ Bei Schusswechseln zwischen Mitgliedern des ehemaligen haitianischen Armee und Soldaten der UN-Friedensmission Minustah sind am Sonntag zwei Blauhelmsoldaten getötet worden. In Petit-Goâve wurde ein aus Nepal stammendes Mitglied der Friedenstruppe bei dem Sturm auf eine Polizeistation erschossen. Drei UN-Soldaten wurden verletzt. Ein sri-lankischer UN-Soldat wurde getötet, als im nordöstlich von Port-au-Prince gelegenen Zentralplateau eine UN-Patrouille in einen Hinterhalt geraten war, teilte eine Sprecherin von Minustah mit.

In der siebzig Kilometer südwestlich von Port-au-Prince gelegenen Hafenstadt Petit-Goâve hatte eine Minustah-Einheit am Sonntag ein Polizeirevier räumen wollen. Ehemalige Armeemitglieder hielten das Gebäude seit Dezember 2004 besetzt. Sie fordern die Wiedereinführung der haitianischen Armee, die 1995 von damaligen Staatspräsidenten Jean-Bertrand Aristide aufgelöst worden war.

Über zwanzig Minuten habe der brasilianische Kommandeur der UN-Truppen in Haiti, Generalleutnant Augusto Heleno Ribeiro Pereira über Mikrofon versucht, die rebellischen ehemaligen Mitglieder der Forces Armées zur Räumung der Polizeikaserne in der Hafenstadt zu bewegen. Als daraufhin die Exmilitärs das Feuer eröffnet hätten, habe man zurück geschossen, sagte eine Minustah-Sprecherin. Auch zwei Besetzer seien getötet worden. Das Polizeirevier sei jetzt unter Kontrolle der UN-Friedensmission. 35 Besetzer in Kampfanzügen seien inhaftiert worden.

Ebenfalls am Sonntag war in Terre Rouge, einer Ortschaft im Zentralplateau, eine UN-Streife von Gegnern des ehemaligen haitianischen Präsidenten Aristide angegriffen worden. Die Angreifer hätten eines der Fahrzeuge gestohlen. Ob es auf deren Seite Verletzte gegeben habe, entziehe sich ihrer Kenntnis, sagte die Sprecherin. Vermutlich handele es sich ebenfalls um entlassene Soldaten, die seit der Absetzung Aristides im Februar des vergangenen Jahres die Nachzahlung ihres Solds fordern.

HANS-ULRICH DILLMANN