Rheinmetall sieht sich in vorderster Linie

Der Düsseldorfer Rüstungskonzern und Autoteilezulieferer glaubt, dass er im europäischen Rüstungswettbewerb gut aufgestellt ist

DÜSSELDORF dpa/taz ■ Für die bevorstehende Marktbereinigung in der Heerestechnik sieht sich der Rüstungskonzern Rheinmetall gut vorbereitet. „In der Technologie, bei der Reputation und auf den Märkten sind wir in einer Pole-Position und können eine aktive Rolle bei der Konsolidierung in Europa spielen“, sagte Vorstandschef Klaus Eberhardt gestern bei der Bilanzvorlage in Düsseldorf. Zunächst müsste aber national der Markt neu geordnet werden, um sich dann in Europa aus einer Position der Stärke einzubringen. Dies werde aber mindestens noch fünf bis zehn Jahre dauern.

Als einen Richtung weisenden Schritt nannte er unter anderem die Zusammenarbeit mit der Rüstungsschmiede Krauss-Maffei beim Schützenpanzer Puma. Beide Unternehmen seien generell bereit, ihre Kräfte zu bündeln. Ob sie künftig auch gesellschaftsrechtlich stärker zusammenwachsen, dazu wollte sich Eberhardt nicht äußern. Für den neuen Schützenpanzer, zu dem ein Vorserienauftrag erteilt wurde, sieht die Rheinmetall gute Exportchancen. Bis 2007 sollen 410 Fahrzeuge in einem Gesamtvolumen von gut drei Milliarden Euro an die Bundeswehr geliefert werden.

Keine Gefahren sieht Eberhardt indes für eine feindliche Übernahme des Rheinmetall-Konzerns. Im Zusammenhang mit der Abgabe des Anteils der Industriellenfamilie Röchling an verschiedene Investoren hatte es im Vorfeld Befürchtungen gegeben, das Unternehmen könne in die Kontrolle von US-Investoren geraten. Mit der Zwei-Säulen-Strategie habe Rheinmetall zu einer neuen finanziellen und strukturellen Stärke gefunden, sagte Eberhardt weiter.

Im laufenden Geschäftsjahr erwartet das Unternehmen für die Sparten Rüstung und Autoteile weitere Umsatz- und Ertragszuwächse. So werde beim Umsatz organisch ein Plus von 5 Prozent erwartet. Auch Zukäufe seien nicht ausgeschlossen, wenn sie ins Kerngeschäft passten. Nachholbedarf beim Ergebnis habe Rheinmetall noch in der Rüstungssparte, die im vergangenen Jahr mit 5,6 Prozent die angepeilte EBIT-Rendite (Ergebnis vor Zinsen und Steuern) von 7 Prozent noch nicht erreicht hatte.

Bei einem deutlich verringerten Geschäftsvolumen steigerte Rheinmetall seine Ergebnisse 2004 deutlich. So kletterte das EBIT bei einem Umsatz von 3,4 Milliarden Euro um 6 Prozent auf 217 Millionen Euro. Unter dem Strich verblieb mit einem Plus von fast 50 Prozent ein Gewinn von 101 Millionen Euro. An die Aktionäre soll eine um jeweils 10 Cent auf 0,74 Euro (Stammaktie) beziehungsweise auf 0,80 Euro (Vorzüge) erhöhte Dividende ausgeschüttet werden. Ende Dezember beschäftigte Rheinmetall noch knapp 18 300 Menschen, 2.600 weniger als ein Jahr zuvor. Nach Angaben des Konzerns habe Rheinmetall zum Ende des vergangenen Jahres einen Auftragsbestand von rund 2,74 Milliarden Euro verbuchen können. Insgesamt seien bei den Düsseldorfer Militärtechnikern in 2004 Aufträge im Wert von fast 3,15 Milliarden Euro eingegangen. Das Unternehmen konnte seine Schulden um 74 Millionen Euro reduzieren.