Mutter vor Gericht

Heute steht in Hamburg eine Frau vor Gericht, die ihre fünf Kinder über Jahre hinweg verwahrlosen ließ

In seiner dramatischen Zuspitzung war der Fall der siebenjährigen Jessica, die vor rund zwei Wochen in Jenfeld verhungerte, sicher ein Einzelfall. Die Vernachlässigung und Verwahrlosung von Kindern aber ist auch andernorts in Hamburg traurige Praxis: Heute eröffnet das Amtsgericht St. Georg den Prozess gegen eine 32-Jährige, die ihre fünf Kinder nur unzureichend versorgt haben soll.

Die Anklage wirft der Frau vor, sich von 1999 bis zum Herbst 2003 nicht in ausreichendem Maße um ihre Kinder gekümmert zu haben, wodurch diese körperlich und psychisch unterversorgt waren. Ihre Kinder, so der Sprecher der Staatsanwaltschaft Rüdiger Bagger, seien nur unregelmäßig zur Schule gekommen, waren schlecht ernährt, gekleidet und gepflegt. Die Wohnung der Familie sei von den Ermittlern erheblich verdreckt und von Hundekot verunreinigt vorgefunden worden.

2003 schließlich ist der Mutter das Sorgerecht für vier ihrer Kinder entzogen worden. Die 32-Jährige ist jugoslawische Staatsangehörige. Einer ihrer Söhne, der 15-jährige Sasa B., hatte vor eineinhalb Jahren für Schlagzeilen gesorgt: Er war unter den ersten Jugendlichen, die in das geschlossene Erziehungsheim in der Feuerbergstraße eingewiesen worden waren. Im Alter von zehn Jahren war er erstmals der Polizei aufgefallen. Über 60 Straftaten wurden ihm zur Last gelegt. Immer wieder hatte der Allgemeine Soziale Dienst (ASD) Kontakt zur Mutter gesucht und Erziehungshilfen angeboten. Sie aber hat jegliche Unterstützung bei der Erziehung ihrer Kinder verweigert. Sasa B. kam ins Heim. EE