Einblick (89)

Wiebke Maria Wachmann, Bildermacherin

taz: Welche Ausstellung in Berlin hat Sie zuletzt an- oder auch aufgeregt? Und warum? Wiebke Maria Wachmann: „Wolkenbilder. Die Entdeckung des Himmels“ in der Alten Nationalgalerie. Ich schließe mich Ernst Bloch an: „Die Wolke ist dem märchenhaften Blick nicht nur Burg oder Eisgebirge, sie ist auch eine Insel im Himmelsmeer oder ein Schiff, und der blaue Himmel, worin sie segelt, spiegelt den Ozean.“

Welches Konzert oder welchen Klub können Sie empfehlen? War gestern das erste Mal in Clärchens Ballhaus nach 14 Jahren nebenan wohnen … Ich mag strange Orte und fand es schön skurril, in Mitte an einem Ort zu sein, der trotz Neueröffnung aussieht, als wäre man in eine Zeit zurückgebeamt, in der das Wort Szene noch nicht existierte.

Welches Buch begleitet Sie zur Zeit durch den Alltag? „Der Gott der kleinen Dinge“ von Arundhati Roy. Der Gott der kleinen Dinge ist der Gott dessen, was verloren geht, zugleich der Gott eines überraschenden Lächelns oder einer Gänsehaut sowie der Gott dessen, was unwichtig ist, nicht beachtet wird, wie eine ungewöhnlich intensiv betende Gottesanbeterin. Für die Berührbaren in Indien nicht wahrnehmbar, da zu zeitraubend. Aber es ist all das, was dem Paar – einem Unberührbaren und einer Berührbaren, bleibt, das sich nicht lieben darf.

Welches Ereignis des Alltags macht Ihnen momentan am meisten Freude? Wenn ich das viele Licht anmache, das ich vor meinen Fenstern installiert habe, das dann langsam immer intensiver werdend mein Zimmer durchflutet, Raumgrenzen, Möbel und vor allem die Belanglosigkeit des Alltags überstrahlt und Sublimes heraufbeschwört, wo man es am Wenigsten vermutet: im Alltäglichen. Fotografien von „From Sublime Spaces: The apartment“ sind zurzeit in der Galerie rekord zu sehen.