WAS MACHT EIGENTLICH ...Christian Klar
: Erst mal weiter sitzen

Böse war das Bonmot von Otto Schily, damals noch ein Mann der Grünen, geäußert im Gespräch mit der Parteifreundin Antje Vollmer. Seinerzeit, irgendwann Anfang der 80er-Jahre, diskutierte die Partei, inwieweit man mit der Rest-RAF ein Gespräch führen sollte. Schily spitzte seine Ablehnung – aus der Erinnerung zitiert – so zu: „Wie viele Menschen muss jemand eigentlich umgebracht haben, damit wir uns mit ihm beschäftigen?“

Um Christian Klar ging es schon damals: Er war einer der Köpfe der RAF und erhielt wegen Mordes unter anderem an Generalbundesanwalt Buback, Bankier Ponto und Arbeitgeberpräsident Schleyer mehrmals lebenslange Haft. Dass er seine Taten je öffentlich bereut hätte, ist nicht bekannt. Claus Peymann, Chef des Berliner Ensembles, will dem 52-Jährigen jetzt eine Praktikumsstelle in der Bühnentechnik anbieten – eine „Initiative zur Resozialisierung“, so Peymann.

Der Ex-Terrorist, inhaftiert im schwäbischen Bruchsal, kommt allerdings frühestens 2007 in einen Berliner Knast, von wo er dann als Freigänger praktizieren könnte. Eine Künstlerinitiative hat sich Peymann zufolge für Klar ausgesprochen.

Keine schlechte Idee, denn jeder sollte das Recht auf eine Rückkehr in die Gesellschaft erhalten. Dumm nur, dass diese Idee von Peymann stammt, der allzu oft um der Presse willen eine Sau durchs Dorf jagt. Geht es hier wirklich um Klar, den Menschen? Und, selbstkritisch gefragt: Würden wir uns mit dem Menschen Klar beschäftigen, wenn er nicht andere umgebracht hätte? GES FOTO: ARCHIV