Familiensache Tod

Ein Gefühlsfilm: „Marias letzte Reise“ (ARD, 20.15 Uhr)

Irgendwann setzt der Atem aus, geräuschlos, widerstandslos, der Tod – kein großer Deal eigentlich. 5.43 Uhr. „Die Frau Meier ist soeben verstorben.“ Alltag auf der Krebsstation. Die Schwestern klappern mit ihren Clogs über die Linoleumflure, balancieren Frühstückstabletts, bringen Handtücher. Bis wieder ein Atem aussetzt, in einer bayerischenBergnacht.

Eine schöne Kulisse, eine heile Bergwelt, die Regisseur Rainer Kaufmann für „Marias letzte Reise“ gewählt hat, für die Geschichte der krebskranken Bäuerin Maria Stadler, die sich nicht in diese Sterberoutine einfügen will. Die nicht in einem Krankenhausbett „soeben versterben“ möchte, sondern in ihrem eigenen, bei ihrer Familie. Schauspielerin Monica Bleibtreu tritt diese Reise an – ein Glücksfall für den Film, der sehr rasch wissen lässt, dass diese Reise ohne große Brüche in der heilen Welt enden wird.

Dass die alles andere als intakte Familie zusammengeführt werden wird, dass Nina Kunzendorfs Schwester Andrea ihr Zweitfrau-Dasein von Chefarzt Fritz Osterhahn (Günther Maria Halmer) eintauschen wird, dass sich Stadler-Sohn Simon, den „Tatort“-Assistent Michael Fitz prima leiden lässt, mit seinem Bruder Hans (Philipp Moog) aussöhnen wird.

Sterben – das ist auch heute Familienangelegenheit, so lautet denn auch die schlichte Botschaft des Films, nichts, was geräuschlos passiert, sondern ein leidvolles Abschiednehmen und ein schmerzvolles Begleiten. Dies in der Abend-Unterhaltungsschiene zu thematisieren, ist ein ehrenwertes Ansinnen – an dem es sich allerdings auch schnell scheitern lässt. Dass „Marias letzte Reise“ nie in Kitsch umschlägt, obwohl sie sich nah an der Grenze bewegt, liegt vor allem an den komischen Zwischentönen: ein selbstironischer Wunderheiler, eine Maria, die ihre Beerdigung plant, oder ihre Schwester, die dem Krebs per Kosmetikkoffer den Kampf ansagt. SUSANNE LANG