off-kino
: Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

„Das goldene Zeitalter“, „Ein andalusischer Hund“, 25. 3. im Arsenal

„SOS Eisberg“, 27. 3. im Zeughauskino

Trotz Darstellern aus Fleisch und Blut kann man „Sky Captain and the World of Tomorrow“ durchaus als einen Animationsfilm ansehen: Denn während die Stars ihre mimischen Künste hier ausschließlich vor dem Hintergrund des Blue-Screen-Verfahrens erproben, stammen die Hintergründe, Dekorationen und Requisiten des Retro-Science-Fiction-Spektakels komplett aus dem Computer. Und da hat der amerikanische Regisseur Kerry Conran in seinem Erstlingswerk nicht gekleckert, sondern geklotzt: Um die Welteroberungspläne des Wissenschaftlers Dr. Totenkopf zu vereiteln, schickt Conran seine Helden, den kühnen Flieger Joe „Sky Captain“ Sullivan (Jude Law) und die wagemutige Reporterin Polly Perkins (Gwyneth Paltrow), aus einem von riesigen Robotern bedrohten Pseudo-30er-Jahre-New York bis in die Eisfelder des Himalaja und vom Meeresgrund bis ins Weltall. Und das alles sieht tatsächlich so real aus, dass man oft genug vergisst, dass nichts davon „echt“ ist. Die Dramaturgie der Geschichte orientiert sich in Tempo und Sprunghaftigkeit an alten Abenteuer-Serials, dazu gibt es vielerlei Anspielungen auf Filme, Comics und andere Trivialitäten: Die bunte Mischung funktioniert so gut, weil sich der Film letztlich weder als reine Spezialeffekt-Hochleistungsshow noch als Parodie begreift, sondern die moderne Technik einsetzt, um mit dem nötigen Ernst eine an klassischen Vorbildern orientierte Unterhaltung zu erschaffen.Kalbende Gletscher, schmelzende Treibeisfelder und untergehende Eisberge sind die Schauplätze des Rettungsdramas „SOS Eisberg“, den der Bergfilmpionier Dr. Arnold Fanck 1933 im ewigen Eis Grönlands drehte. Wie so oft in Arnold Fancks Filmen dreht sich die Handlung um eine Expedition in Not: Kälte, Eisbären und verrückte Expeditionsteilnehmer machen das Leben schwerer als nötig. Doch die Rettung naht, und zwar in Gestalt von Leni Riefenstahl. Den Kameramännern Hans Schneeberger und Richard Angst gelangen atemberaubende Naturaufnahmen der Eiswelten, die beinahe wie ein lebendiger Protagonist dramatisiert werden: Sie sind nicht nur schön, sondern verweigern sich auf tückische Weise ihrer Eroberung und Erforschung.Am schönsten ist der Schluss: In einer Hommage an den Marquis de Sade und die „120 Tage von Sodom“ ermordet der von einem auf Christus-Rollen spezialisierten Schauspieler porträtierte Duc de Blangis die letzte Überlebende seiner wüsten Orgien und schreitet mit seinen Kumpanen von dannen. Mit dem Rest der Handlung von Luis Buñuels surrealistischem Meisterwerk „L’age d’or“ (1930) hat das zwar nicht viel zu tun (da geht es hauptsächlich um den Vertreter eines Wohltätigkeitskomitees, der gern blinden Menschen in den Bauch tritt und einer radikalen „amour fou“ frönt), doch die Stoßrichtung bleibt die gleiche: „L’age d’or“ ist ein gegen die bürgerliche Moral und ihre Institutionen gerichtetes Pamphlet. Im Vorprogramm ist der ähnlich geartete Klassiker „Ein andalusischer Hund“ (1928) zu sehen, dessen Drehbuch Buñuel gemeinsam mit Salvador Dalí verfasste. Lars Penning

„Sky Captain and the World of Tomorrow“, 24. 3.–30. 3. im Sojus