Christen rotieren

Kirchen und Jüdische Gemeinde setzen SPD unter Druck: Sie wollen verpflichtenden Werteunterricht verhindern

Die beiden großen christlichen Kirchen sowie die Jüdische Gemeinde machen Front gegen die geplante Einführung eines Wertepflichtfachs. Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) nannte die Pläne in einem Brief an den Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) einen Angriff auf die Grundlagen der Verfassungsordnung. Die Evangelische Kirche, das Erzbistum und die Jüdische Gemeinde kündigten Protestaktionen gegen ein bekenntnisfreies Pflichtfach zur Wertevermittlung an. Mit Unterschriftenlisten, Appellen in den Ostergottesdiensten und einem gemeinsamen Aufruf werben sie dafür, dass die SPD Religions- und Weltanschauungsunterricht als gleichberechtigte Alternativen zulässt.

Hintergrund ist der Landesparteitag der SPD am 9. April. Dort werden die Sozialdemokraten ihre Position zum Werteunterricht festlegen. Alles sieht danach aus, dass sich die Mehrheit der Delegierten für die Einführung eines Pflichtfachs ausspricht – und zwar ohne die Möglichkeit, es zugunsten von Religion abzuwählen.

Der ZdK-Präsident Hans Joachim Meyer sagte, damit werde versucht, den freiwilligen Religionsunterricht aus den Schulen zu verdrängen und ein staatliches Monopol auf Wertevermittlung zu etablieren. Mit der geplanten Einführung eines Pflichtfachs „Lebensgestaltung-Ethik- Religionskunde“ nach Brandenburger Vorbild verstoße die SPD/PDS-Regierung in eklatanter Weise gegen das Grundrecht auf Gewissens- und Bekenntnisfreiheit, von dessen Beachtung kein deutsches Land entbunden sei, schrieb Meyer. Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken werde daher nicht zögern, „alle Kräfte des deutschen Laienkatholizismus zu mobilisieren, um diesem Anschlag auf die Gewissens- und Bekenntnisfreiheit entgegenzutreten“, kündigte Meyer an. DPA, TAZ