Keine Heimat für Alte

PFLEGE Das Pflegeheim am Bürgerpark in Bremerhaven stand wegen Mängeln in der Pflege in der Kritik. Nun wird geprüft, ob sie beseitigt wurden. Zweifel an der Qualität des Heims bestehen aber weiterhin

„Es gab erhebliche Mängel, eine Reihe von Dingen war nicht in Ordnung.“

Wolfgang Hauschild, Medizinischer Dienst

Das Pflegeheim am Bürgerpark in Bremerhaven steht unter besonderer Beobachtung des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherungen (MDK).

Das zur Oldenburger Hansa-Gruppe gehörende Heim war Anfang des Jahres massiv kritisiert worden. Vor allem der Bremerhavener Betreuungsverein hatte erhebliche Zweifel an der pflegerischen Qualität geäußert, von faulendem Obst auf den Zimmern war die Rede und Bewohnern, die trotz starker Schmerzen unversorgt blieben (die taz berichtete).

Eine Prüfung durch den MDK hatte diesen Eindruck bestätigt. MDK-Geschäftsführer Wolfgang Hauschild sagte: „Es gab erhebliche Mängel.“ Bei mehreren Bewohnern waren etwa Druckgeschwüre in einer Intensität festgestellt worden, die Folge mangelnder Pflege seien. Druckgeschwüre entstehen bei bettlägerigen Menschen, die lange nicht umgebettet werden.

Nach der MDK-Prüfung hatte das Pflegeheim am Bürgerpark bis Ende Juni Zeit, die Mängel abzustellen. Der dazu verfasste Bericht des Heims sei, so Hauschild, „ziemlich dünn und nicht so aussagekräftig, dass man sagen kann, jetzt ist alles klar“. Der MDK werde das Heim unangemeldet erneut aufsuchen, um zu überprüfen, ob die Mängel tatsächlich abgestellt wurden. Sollte das nicht der Fall sein, kann das Heim geschlossen werden.

Der Geschäftsführer der Hansa-Gruppe, Matthias Winiarski, sagte, dem Anspruch „alles klar, alles gut, perfekt“ könne ein Pflegeheim nie gerecht werden, es sei immer etwas zu tun. Der Prüfung des MDK aber sieht er gelassen entgegen, alle Mängel seien abgestellt.

Angesichts heftiger Einsparbemühungen bestehen aber Zweifel, ob das Pflegeheim am Bürgerpark dauerhaft ein guter Ort für alte Menschen ist. Der Bremerhavener Bürgerschaftsabgeordnete Walter Müller (Die Linke) beobachtet sinkende Qualität, seitdem das kommunale Heim auf Betreiben der Bremerhavener Großen Koalition 2005 privatisiert wurde. Zwar sei den Mitarbeitern garantiert worden, dass sie zu den gleichen Bedingungen weiterbeschäftigt würden, daran habe sich Hansa aber nicht gehalten, außerdem sei die Belegschaft stark reduziert worden.

Hilde Sacharow von der Gewerkschaft Verdi bestätigt, was Müller sagt: „Es gab von Anfang an Probleme mit Hansa.“ Gehälter wurden gekürzt, tarifvertragliche Lohnerhöhungen verweigert. Zur Zeit sollen 35 Mitarbeiter der Hansa in Bremerhaven Aufhebungsverträge unterschreiben, dabei gibt es laut Sacharow schon jetzt Engpässe.

An Winiarski prallen diese Vorwürfe ab. Das Heim könne man uneingeschränkt empfehlen, sagt er. Die Linkspartei ist sich da nicht so sicher und würde der Hansa das Heim am liebsten wieder nehmen. Im April hat die Fraktion deshalb einen Antrag auf Rekommunalisierung gestellt, sagt Müller. Er hofft, dass das Thema im August auf die Tagesordnung kommt. FEZ