Atlantis geht noch nicht unter

Das Kindermuseum im Duisburger Innenhafen hat viele Besucher, aber zu wenig Kapital. Nachdem der Geschäftsführer gefeuert wurde, geht es jetzt der Hälfte der MitarbeiterInnen an den Kragen

VON PETER ORTMANN

Vor einem Jahr wurde in Duisburg das Tor nach Atlantis geöffnet. Ein gut gelaunter NRW-Kulturminister kletterte unter quietschendem Geschrei hunderter Kinder am Mast eines riesigen Piratenschiffs herum, der die Etagen des Kindermuseums im Innenhafen verbindet. „Der Umbau zum Kindermuseum ist ein weiteres Beispiel dafür, wie Industriebrachen neuem Nutzen zugeführt werden“, sagte Minister Michael Vesper (Grüne) damals.

Jetzt droht Atlantis wieder in den Fluten des Rheins zu versinken. Stiftungsvorstand und die neue Geschäftsführung zogen die finanzielle Notbremse und kündigten betriebsbedingt die Hälfte seiner Angestellten und ein Viertel der geringfügig Beschäftigten. Der pädagogische Bereich wurde von der Welle weitgehend ausgenommen. „Die finanzielle Situation ist sehr kritisch“, sagt der neue Geschäftsführer Heiner Hollmann. Im vergangenen Jahr habe das neue Museum pro Monat ein Minus von rund 60.000 Euro gemacht. Hollmann ist seit drei Wochen Nachfolger von Gerald Hoffmeister, dem wegen „fachlicher Defizite“ in der Bilanzbuchhaltung und Fehlen einer Jahresplanung fristlos vom Stiftungsvorstand gekündigt wurde.

Im Januar 2004 eröffnete das Kindermuseum nach großen Problemen und jahrelangen Querelen mit den Innenhafenbetreibern. Die zur Verfügung stehende Fläche schrumpfte ständig, als Räumlichkeiten lieber an Gewerbetreibende vermietet wurden. Irgendwann konnte das für Duisburg vorgesehene Expo 2000 Highlight Basic Needs nicht mehr installiert werden. Das erste Jahr verlief nach außen hervorragend. Über 250.000 Besucher tummelten sich über 2.500 Quadratmeter Ausstellungsfläche. Besonders Kinder zwischen vier und 12 Jahren fanden hier einen außergewöhnlichen Abenteuerspielplatz. Finanziell stand man scheinbar auf soliden Füßen. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) hatte der Stiftung Deutsches Kindermuseum mit 1,65 Millionen Euro fast 70 Prozent des Ausstellungsvolumens zur Verfügung gestellt. Das NRW-Städtebauministerium hatte das Projekt durch die Finanzierung der 15 Millionen Euro Umbaukosten am Werhahnspeicher vorangetrieben. Die Stadt Duisburg gewährt zusätzlich 15 Jahre lang Mietfreiheit. Nur der laufende Betrieb, zu dem neben den Personalkosten auch die Abzahlung eines Kredits der GLS-Bank gehört, der die fehlenden 30 Prozent beim Ausstellungsinventar abdeckte, sollte sich in den kommenden Jahren selber tragen.

Das wurde nicht geschafft. Ein unflexibles Kosten- und Personalkonzept, das saisonale schwankende Besucherzahlen nicht ausreichend berücksichtigte und der defizitäre Gastrobereich trugen zu den nun notwendigen Sanierungsmaßnahmen bei. Eine Schließung des Gastrobereichs ist allerdings nicht vorgesehen. Auch das Museum bleibt trotz der finanziellen Schwierigkeiten weiterhin geöffnet, denn die hohen Besucherzahlen stellen eine positive Grundlage für eine Zukunft des Kindermuseums dar.