Langes Leiden

Die Zeit heilt nicht alle Wunden – auch wenn der Volksmund einem etwas anderes weismachen will. Wer ein schweres Trauma erlebt hat, etwa Opfer eines Gewaltverbrechens oder von Folter wurde, leidet lange unter den Folgen. Das haben Untersuchungen des Kölner Opferhilfe-Modells (KOM) ergeben. Professor Dr. Gottfried Fischer, Direktor des Instituts für Klinische Psychologie und Psychotherapie an der Universität, stellte bei einem Vortrag einige Ergebnisse vor.

Laut dem im Internet veröffentlichten Vortrag leiden 80 Prozent der Gewaltopfer unter Ängsten, bei 75 Prozent schlägt das Trauma in Wut um, 65 Prozent haben Depressionen. Bei einem Drittel aller untersuchten Fälle hat ein Trauma chronische Folgen.

In der Gewaltsituation selbst schafft der Geist, was der Körper nicht kann: Er flieht. So erlebt ein Traumaopfer oft die Zeit der Qual anders als sie in Wahrheit ist, also deutlich länger oder kürzer. Im Gedächtnis werden manchmal nur Bruchstücke gespeichert, die allerdings mit großer Deutlichkeit. Dadurch bleibt später das Erlebte immer gleich intensiv – für viele Traumaopfer ist es so, als sei das schreckliche Erlebnis gerade erst vergangen.

Die Mitarbeiter des Kieler Vereins „Refugio“, der sich um traumatisierte Migranten kümmert, haben die Erfahrung gemacht, dass die alten Erlebnisse mit neuen, positiven, überdeckt werden müssen. Dies war ein Ergebnis des Anti-Folter-Tages 2005 im Februar in Kiel. est