Wach und wachsen

Vom Tiefschlaf zum Spielwitz in 20 Minuten: FC St. Pauli zeigt beim 4:1 in Bielefeld zwei Gesichter

Irgendwann, als die Spieler noch duschten, aber der schwache Anfang der Elf schon weit zurücklag, hatte Andreas Bergmann das Bedürfnis, eine allzu kritische Sichtweise in den Katakomben der Bielefelder Alm zurückzulassen. „Freuen wir uns doch mal über das 4:1“, meinte St. Paulis Trainer dann über den Sieg, der „nach unten keine Sorgen mehr“ bereitet, für einen Angriff auf die beiden Aufstiegsplätze jedoch vermutlich zu spät kommt.

Eine halbe Stunde zuvor, auf der Pressekonferenz, war Bergmann deutlicher. „20 Minuten lang hatten wir gute Aktionen“, lobte er sein Team, das zwischen 29. Minute und Halbzeitpause von 0:1 auf 3:1 davonzog und so die Begegnung gegen immer konfusere Arminen entschied. Doch davor war es „grausam“ anzusehen, wie „Bielefeld machen konnte, was es wollte“ – nach 20 Minuten braun-weißer Lethargie deutete alles auf die erste Niederlage 2005 hin.

Genauso überraschend dann der folgende Spielwitz, als Bielefeld-Keeper Eilhoff St. Pauli aus dem Tiefschlaf riss, indem er eine Mayer-Ecke unterlief und Eger (29.) zum Ausgleich einköpfen ließ. „Endlich mal ein Tor über eine Standardsituation“, freute sich Bergmann, der kurz darauf zwei blitzsauber herausgespielte Treffer beklatschen konnte. Arifi passte vor dem 2:1 mustergültig auf den sich freilaufenden Wojcik (33.), dann versuchten sich Palikuca und Mayer (39.) sogar erfolgreich im Doppelpass.

Grundlagen, auf denen sich ein erfolgversprechendes Team für die neue Saison basteln lässt? Von einem diesjährigen Aufstieg des Tabellensechsten mit acht Punkten Rückstand auf die Aufstiegsplätze redet noch niemand, dazu ist der Kader wohl auch in der Breite zu schwach und der Erfolg bei den fast abgestiegenen Arminen kein realistischer Maßstab. „Gegen Paderborn waren wir wacher“, resümierte Bergmann, der es versteht aus einem aufgeblähten Kader mit vielen suboptimalen Spielern Ansätze von Erfolg erkennen zu lassen. Die Mannschaft könne jetzt „wachsen“, skizzierte der Coach die Zukunft.

In der wird es um Kicker wie Jeton Arifi gehen. Das Außenbahn-Talent, das mit seinem Treffer zum 4:1 (77.) nun auf drei Tore in drei Spielen kommt, sorgt für überraschende Ideen, wenngleich manches noch überhastet und unfertig wirkt. Das hat er jedoch mit dem FC St. Pauli aktuell gemeinsam. FOG/HVK