Greencars: Was die Konzerne tun, was die Grünen sagen – und wie man uns kriegt

DIE KONZERNE: Kann man von der deutschen Autoindustrie den großen Sprung in den Bereichen Emissionen, Energieeffizienz und alternative Treibstoffe erwarten? Ja, sie schwärmen uns seit Jahren etwas vor von einer rosigen Zukunft mit Wasserstoff und Brennstoffzelle. Doch die tatsächlichen Produktinnovationen der letzten Jahre waren nicht gerade spektakulär. Die Motoren (besonders Diesel) sind insgesamt sparsamer geworden. Doch bei den früheren Aushängeschildern, den Drei-Liter-Autos (der VW Lupo wurde 1999 eingeführt), hat sich lange nichts mehr getan, und zum Hybridantrieb – wie beim Toyota Prius (Elektro und Benzinmotor) – muss man durch den Druck der Konkurrenz gezwungen werden. Auch am Erdgas hatten die deutschen Konzerne kein rechtes Interesse. Es dauerte lang, bis vereinzelte deutsche Erdgasfahrzeuge auf den Markt kamen. Bioethanolfahrzeuge baut man zwar fürs Ausland, doch in Deutschland sind diese noch nicht erhältlich. Auch am Ausbau des Biodieselanteils hatten anscheinend nicht einmal die ein Interesse, die ihre Motoren dafür freigaben. Getrommelt dafür hat niemand. Viele TDI-Fahrer wissen immer noch nicht, dass ihr Wagen auch mit Biotreibstoff betankt werden kann. Dafür weiß die Öffentlichkeit, dass sich die deutschen Konzerne jahrelang geziert haben bei der Einführung von Rußdieselfiltern. Es passt dazu, dass deutsche Autobauer heute als vermeintliche Kämpfer gegen mehr Klimaschutz von sich reden machen. Sie klagen gegen strengere kalifornische Verbrauchsstandards.

DIE GRÜNEN: Eine Gruppe von grünen Bundestagsabgeordneten (Fritz Kuhn, Albert Schmidt, Matthias Berninger, Winfried Hermann, Michaele Hustedt) hat Anfang Februar ein so genanntes Green Car Paper (dt.: Grünes Auto Papier) geschrieben über die „Potenziale und Maßnahmen der grünen Automobilstrategie“ und die „Greencars“ der Zukunft. Was überrascht: Darin werden vor allem hohe Erwartungen in die großen deutschen Konzerne gesetzt. Die sollen es richten in Sachen Effizienz und alternative Treibstoffe. Und dafür soll die Politik die Voraussetzungen schaffen, auch mit Forschungsgeldern und Steuererleichterungen (wie beim Dieselfilter). Der grüne Bundestagsabgeordnete und Energieexperte Hans-Josef Fell dagegen hält diese Fixierung auf die Konzerne aus den gemachten Erfahrungen heraus nicht für angebracht. Er plädiert dafür, besonders auch mittelständische Unternehmen zu unterstützen, die heute bereits in den Bereichen Elektromobile und Biotreibstoffe Pionierarbeit leisten mit Fahrzeugen, die keine Aufmerksamkeit genießen und die sogar von der Umweltliste des VCD ignoriert werden.

WIR: Es gibt „Greencars“, allerdings nicht von der Stange. Doch wie begeistert man ökologisch bewusste AutokäuferInnen für Avantgarde-Lösungen, die es nicht beim VW- oder Daimler-Händler gibt? taz zwei meint: durch neue Autogefühle und Herzensbildung. mu