Gutes Leben unter der Besatzung

betr.: „Die Braut im Stacheldraht“, taz vom 22. 3. 05

„Die syrische Braut“ von E. Riklis ist ein sehenswerter Film. Natürlich ist er auch nur eine Momentaufnahme – aber transportiert er nicht auch reichlich eine einseitige proisraelische Ideologie?

Wird wegen fehlender Hintergrundinformation nicht Folgendes im Gedächtnis bleiben: Den islamischen Drusen (und wohl auch den Palästinensern) geht es doch unter israelischer Besatzung ganz gut. die dargestellte Familie ist ziemlich wohlhabend. Die ältere Schwester Amal darf im israelischen Haifa studieren, also nur Israel ermöglicht gegen die drusische patriarchalische Familienstruktur ihre Emanzipation. Natürlich gibt es auch in Israel den „fiesen Möpp“ in Gestalt eines Polizeioffiziers. Aber auch er respektiert selbstverständlich das Gesetz und verhaftet den Vater wegen des fehlenden Haftbefehls nicht. Insgesamt zwar eine groteske Situation, aber doch alles ganz okay …

Aber so harmonisch ist die israelische Wirklichkeit ja nun ganz und gar nicht: UNO-Resolution(en) und Bestimmungen der Roadmap werden nicht eingehalten, willkürliche Verhaftungen, permanente psychische Drangsalierung der Palästinenser und Sippenbestrafungen sind durchaus kein Tabu, illegale Siedlungen im Westjordanland und um Jerusalem herum sind gang und gäbe …

Unbestritten natürlich: Die israelische Gesellschaft ist zweifelsohne erheblich demokratischer als die gezeigte drusische.

HARALD VIETH, Hamburg

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