Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?

Täuscht euch nicht: Auch bei einem NRW-Sieg für Merkel gibt es noch keine Ruhe in der K-Frage. Wenigstens könnte sie Braunwähler und Nicht-Deserteure integrieren. Und Arbeitslose auf der Suche nach der echten Krisenpartei

taz: Was war schlecht in der letzten Woche?

Friedrich Küppersbusch: Der Diskurs, das Vakuum nach Jobgipfel und Bundesarbeitgeberpräsidentenrede.

Was wird besser in dieser?

Das Wetter.

Die Komapatientin Terri Schiavo, Fürst Rainier von Monaco, der Papst – lauter unwürdige Todesspektakel?

Die öffentliche Teilnahme am Sterben des Papstes kann ich mit viel gutem Willen als Teil der christlichen Botschaft, wonach der Tod zum Leben gehört, interpretieren. Frau Schiavo hingegen hatte nie eine Chance, diesem politischen Gruselporno ihre Zustimmung zu geben. Fürst Rainier ist absolute Person der Zeitgeschichte. Da ist so was – leider – im Preis mit drin.

In dieser Woche werden 50 Jahre dänische Sonderrechte gefeiert. Jetzt machen auch die Sorben eine eigene Partei auf. Wann kommen die Deutschtürken, und wie schlimm sind völkische Parteien?

Tja, wie schon die völkische Minderheit Peter Alexander sang: „Ich zähle täglich meine Sorben“. Und auf der B-Seite Willy Schneider: „Schütt’ die Sorben in ein Gläschen Wein“. Nö, nix dagegen. Eine Minderheitenvertretung ist das Gegenteil einer völkischen Partei, wie es die FDP lange war und CDU/CSU in wirksamen Teilen sind.

In Kiel beginnen die Koalitionsverhandlungen der CDU mit der SPD. War es der Sozi, der dann Vizeministerpräsident wird, der heimlich gegen Heide Simonis gestimmt hat?

Mit dem Übelgeruch wird er eine Zeit lang rumlaufen müssen.

Wichtige CDU-Funktionäre aus Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen haben sich für Angela Merkel ausgesprochen. Auch Konkurrent Wulff aus Niedersachsen lenkt ein. Bekommen wir Merkel, wenn Rot-Grün die NRW-Wahl vergeigt?

Grundsätzlich spricht das Prinzip Arbeitssieg wie in Kiel und die Personalie Rüttgers in Düsseldorf eher pro Merkel. Allerdings wird noch mal neue Dynamik in die Union kommen, wenn der Wahlsieg im Bund möglich erscheint. Zum Abohrfeigen würden viele es Merkel machen lassen – wenn’s aber was zu gewinnen gibt, geht’s wieder rund.

Was kann eine Kanzlerin Merkel tun, um Braunwähler zu integrieren? Hetzt sie gegen Minderheiten, oder von wem wird sie hetzen lassen?

Sie hirscht ja nun kaum, also wird sie es mit undeutbarer Duldermiene hinnehmen, wenn die Jungs rumpöbeln – siehe Hohmann. Der Vergleich der Wahlen in Sachsen und Schleswig-Holstein lässt die Deutung zu, dass Merkel als Ostpersonalie langfristig ein günstiges Signal wäre an diejenigen, die dort einen auf beleidigte Laberwurst machen.

Die nächsten Arbeitslosenzahlen werden weiter steigen, weil die Kommunen immer noch Sozialhilfeempfänger nachmelden. Warum sollten Arbeitslose CDU wählen?

Weil sie dann das gleiche politische Produkt bekommen, aber in der Originalverpackung.

Wen sollten Arbeitslose sonst wählen?

Sich selbst.

Der „unbekannte Deserteur“ sei eine Verhöhnung des „unbekannten Soldaten“, meint der Berliner CDU-Politiker Weber. Jetzt soll er zurücktreten. Ist eine solche Aussage schon rechtsradikal oder nur ehrduselig?

Hübsche Idee von SPD und Grünen, über die Abwahl des delirierenden Bezirksbürgermeisters exakt am 20. 4. zu entscheiden: „Wir schenken dem Führer ein Rind!“ Feiertags benutzt man Stauffenberg, Willy Brandt oder unbekannte Deserteure zum selbst adelnden Kranzniederlegen. Nettes Detail, das Weber vor allem Erich Mende zitiert, der Deserteure „geisteskrank oder verhetzt“ schmähte. Dieser Mende brachte es als Ritterkreuzträger zum FDP-Vorsitzenden und trat unter Brandts Ostpolitik zur CDU über.

Und was macht Borussia?

Mit Manager Meier ist die letzte Ausrede gefeuert. Fürs neue Management gilt es jetzt.

FRAGEN: DIBA