Dieselfilter-Produzenten rechnen mit hoher Nachfrage

Die Hersteller von Nachrüst-Partikelfiltern befürchten, mit der Produktion von Diesel-Filtern im Laufe des Jahres nicht nachkommen zu können

MENDEN dpa/taz ■ Der Sauerländer Automobilzulieferer HJS geht davon aus, dass der Bedarf an Nachrüst-Partikelfiltern für Diesel-Pkw nicht gedeckt werden kann. „Nach einer Einigung über die Rahmenbedingungen produzieren die Unternehmen bis an die Decke“, sagt HJS-Verkaufsleiter Christian Renfordt.

Bislang stehe die Mendener Firma aber noch in den Startlöchern, weil weder die Förderung noch die einzuhaltenden Grenzwerte klar seien. „Wir müssen den Autofahrern garantieren, dass unsere Filter auch den Richtlinien entsprechen“, sagt Firmen-Entwicklungschef Reinhard Kolke. Wirtschaftlich rechne sich nach HJS-Einschätzung die Nachrüstung von etwa der Hälfte der acht Millionen Diesel-Pkw auf deutschen Straßen. Die Autobesitzer müssten für den Filter inklusive Einbau mit rund 650 Euro rechnen, sagt Kolke. HJS könnte nach einer Einigung über die Förderung „kurzfristig mehrere Zehntausend Nachrüst-Filter auf den Markt bringen.“ Das Unternehmen hat einen Produktionsstart für das zweite Halbjahr dieses Jahres anvisiert.

Nachholbedarf sieht HJS auch bei Diesel-Lastwagen und Omnibussen. „Aber so lange so etwas nicht vorgeschrieben ist, macht da auch niemand was“, sagt Renfordt. HJS bietet ein Nachrüst-Filtersystem an, dass den Partikelausstoß von Bussen um 90 Prozent reduziert. Es seien aber erst rund ein Viertel der 42.000 Busse in Deutschland mit Filtern ausgerüstet. „Jede Kommune, die es ernst meint, sollte auch ihre Busse mit Filtern ausrüsten“, sagt Kolke. „Man kann nicht erwarten, dass die Autofahrer auf den öffentlichen Personennahverkehr umsteigen, und dann ist der Bus dreckiger als der Wagen, der in der Garage steht.“

Insbesondere Nordrhein-Westfalen sei in diesem Bereich noch „ein weißer Fleck“, sagt Renfordt. Es gebe rund 10.000 Busse im Land. Bisher hätten aber nur die Städte Paderborn und Münster ihre Busflotten komplett mit Partikel-Filtern ausgerüstet.

Auch die Firma Twin-Tec aus Königswinter wartet noch auf den Boom bei der Nachfrage nach ihren Produkten. Der Bedarf nach Partikelfiltern sei im Augenblick nicht so groß, wie angesichts der Diskussion um Feinstaubwerte erwartet werden könnte, sagt Twin-Tec Sprecher Rainer Werthmann. „Die Verunsicherung der Kunden wird ja immer noch potenziert.“ Keiner wisse, was nun mit der Förderung werde. ADAC, Umweltverbände und auch das Bundesumweltamt hätten die technischen Fragen längst geklärt. „Und da fangen sie jetzt wieder von vorne an zu überlegen, welche technischen Voraussetzungen gegeben werden sollen“, sagt Werthmann.

Ferdinand Dudenhöffer, Professor für Automobilwirtschaft an der Fachhochschule Gelsenkirchen, hält die Nachrüstung von Diesel-Pkw mit Partikelfiltern dagegen für zweitrangig. „Viel wichtiger ist die schnelle Erstausrüstung von Neuwagen“, sagt Dudenhöffer. Bei Subventionen von 150 Euro und Kosten von 600 bis 800 Euro für den Nachrüstsatz würden voraussichtlich weniger als zehn Prozent der Diesel-Fahrer von Nachrüstsätzen Gebrauch machen, vermutet Dudenhöffer. Wie schon beim Katalysator werde sich das Problem ohnehin auf Jahre hinaus von selbst lösen.

Allerdings hätten die deutschen Autohersteller den Trend zu Partikelfiltern vorerst verpasst, sagt Twin-Tec-Sprecher Werthmann. Für die deutschen Automobilbauer sei es sicher ein großes Problem, dass sie für die Erstausstattung ihrer Fahrzeuge nicht an die Filter heran kämen, so Werthmann. „Letztendlich wurde das in den vergangenen Jahren bei den deutschen Herstellern verschlafen.“ Citroen und Peugeot rüsteten ihre Autos seit vier Jahren mit dem Filter aus. In Deutschland hätten sich die Hersteller nicht zuletzt aus Kostengründen immer davor gescheut.

Der Verkauf von Diesel-Pkw ist in Deutschland deutlich gestiegen. In den ersten beiden Monaten des Jahres sei der Anteil beim Neuwagenabsatz auf 46,9 Prozent gestiegen. 1999 seien es im Jahresverlauf 22,4 Prozent gewesen.