Ein dickes Ding

Halichoerus grypus ist Deutschlands größtes Raubtier. Vier Exemplare wurden jetzt in die Freiheit entlassen

Das größte und schwerste Raubtier in Deutschland: Ist es a) der fette Rottweiler von nebenan, b) „the Tiger“ Dariusz Michalczewski oder c) der wilde Wolf, der die Karpaten verlassen hat, weil es in Deutschland mehr zu fressen gibt? Alles falsch, den Titel trägt die Kegelrobbe, auch bekannt als Halichoerus grypus.

Die Männchen können bis zu zwei Metern dreißig groß werden und 350 Kilo wiegen, die Weibchen sind etwas kleiner und wesentlich leichter. Ihren Namen haben die Tiere wegen ihres Kopfes erhalten, der – anders als bei Seehunden – nicht kugelrund, sondern kegelförmig ist.

Vier Exemplare dieser Art sind gestern aus menschlicher Obhut wieder in die Nordsee entlassen worden. Drei Monate wurden „Hugo“, „Merlin“, „Malin“ und „Rieka“ in der niedersächsischen Seehundaufzuchtstation in Norddeich aufgepäppelt, nachdem sie krank an der Küste aufgefunden worden waren. „Jetzt sind sie wieder fett und fit“, sagte der Leiter der Station, Peter Lienau.

Laut Stationshomepage hat die Kegelrobbe ein „vielseitiges Nahrungsspektrum mit Schwerpunkt auf juvenilen Schwarm- und Schulfischen, Tintenfischen und kleinen Polypen“. Das Kinder-Tierlexikon weist darauf hin, dass die Robbe „große langsame Fische“ erbeutet. „Auch Heringe und Makrelen jagt sie, kann sie aber nicht immer fangen.“

Diese frustrierenden Momente erleben die Meeressäuger in ihren Hauptlebensräumen im Nordatlantik und den Gewässern um die britischen Inseln.

In deutschen Gewässern gibt es kleine Kolonien im schleswig-holsteinischen Wattenmeer bei Amrum und Sylt, bei Helgoland und an der niederländischen Küste. Ob sich die Tierart inzwischen auch wieder an der niedersächsischen Küste angesiedelt hat, ist nach den Angaben von Stationsleiter Lienau bisher nicht geklärt. Eine Unterart der Kegelrobbe lebt in der nördlichen Ostsee.

Ungeklärt scheint zu sein, wie tief die Kegelrobbe tauchen kann: Die Angaben schwanken zwischen „bis zu 70“ und „über 300“ Metern.taz/dpa