Kinderflüchtlinge
: Geheuchelte Milde

Richmond, Thomas, Rhoda, Sylvia, Gifty... Zuletzt war es die Waise Mariam, die im Februar hamburgweit Schlagzeilen machte, als sie von ihrer Tante getrennt und in ein Heim nach Ghana verfrachtet werden sollte. Die Hamburger Ausländerbehörde kennt keine Skrupel, ihre Abschiebepraxis ist grausam, und zwar seit Jahren: Familien zu trennen ist ebenso wenig ein Tabu, wie Kranke, Alte und eben Kinder ins Ungewisse zu schicken.

Kommentarvon Eva Weikert

Auf einen Klimawechsel zu hoffen, nur weil Udo Nagel gestern Milde demonstrierte, wäre indes naiv. Denn von des Innensenators Gnade profitieren ja nur die Schwächsten aller Schwachen. Auch ist es unehrlich, die alte Schonungslosigkeit mit Gesetzeszwängen zu rechtfertigen. So hart, wie sie es tat, hätte seine Behörde auch früher nicht durchgreifen müssen. Ermessensspielräume waren immer da, sie blieben aber ungenutzt – zum Leid der Betroffenen. Die neue Großzügigkeit ist darum nur vorgetäuscht und entstammt mitnichten innerer Überzeugung.

Dass mit Flüchtlingskindern in dieser Stadt künftig ein wenig menschlicher umgegangen wird, ist allein der Öffentlichkeit zu verdanken. Zum Schluss hatten sich sogar die Rathaus treuen Springer-Medien und das brave Hamburg Journal für die fotogenen Kulleraugen-Kids ins Zeug gelegt. Für Journalisten, rechts oder links, war jede Kinderabschiebung ein Aufregerthema.

Und der Senat hat nicht etwa die leidtragenden Kinder bemerkt, sondern nur, dass er selbst Schaden nimmt.

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