Gute Lösung für Bayern

Rohm and Haas stoppt Verbrennung von Lösungsmitteln. Verfahren wurde mit Landesgeld entwickelt. Bremen hofft auf Effekt für Standort und Umwelt

Bremen taz ■ Gestern wurde in Bremen eine Weltneuheit präsentiert. Das zumindest erklärten die Bremer Vertreter des US-Chemieriesen Rohm and Haas, die in ihrem Werk am Industriehafen ein Verfahren vorstellten, mit dem Lösungsmittel künftig nicht mehr verbrannt, sondern wiederverwertet werden. Lösungsmittel bleiben über, wenn Klebstoff produziert wird, und bisher wurden diese Reste verbrannt. In der neuen Anlage bei Rohm and Haas werden die Dämpfe nun gesammelt und kondensiert – und ins bayerische Strullendorf verladen, wo sie dem Konzern zur Herstellung von CD-Beschichtungen und Autolack dienen.

Hamburger Ingenieure hatten die nicht ganz neue Idee der „Direktkondensation“ praxisreif gemacht, Bremer Unternehmensberatern gelang es, hierfür 130.000 Euro Fördermittel von der landeseigenen Bremer Innovationsagentur BIA zu bekommen.

Und das, obwohl die Anlage an sich schon äußerst rentabel ist: Das Unternehmen spart jährlich 240.000 Euro für die 600 Tonnen Heizöl, die bisher in die Verbrennungsanlage gesteckt werden mussten.

„Warum unterstützt Bremen so ein Projekt?“, fragte sich also Umweltsenator Jens Eckhoff (CDU) und gab sich gestern bei Rohm and Haas selbst die Antwort: Einerseits entstehe der „erwünschte Nebeneffekt Umweltschutz“, andererseits gehe es um „konkrete Arbeitsplatzsicherung“, die durch den neuen Standortvorteil der kleinen chemischen Industrie in Bremen geleistet werde.

Doch die 110 Bremer Arbeitsplätze wären auch ohne öffentliches Geld sicher gewesen: Pierre Brondeau, Vize-Präsident der in 27 Ländern tätigen US-Muttergesellschaft und Geschäftsführer für Europa, bekannte sich zum Bremer Werk und beteuerte, er werde nicht europäische Standorte zugunsten von Indien und China aufgeben.

Dennoch sei die Bremer Förderung notwendig gewesen, so Projektleiter Wolfgang Schröder. Die Entscheidungsprozesse von Großunternehmen wie Rohm and Haas erforderten derartige Maßnahmen, um etwas Neues durchzusetzen, solange das Alte funktioniere – auch wenn das Unternehmen floriert und Gewinne einfährt wie Rohm and Haas. Damit die US-Zentrale die insgesamt 700.000 Euro Projektmittel freigab, habe er erstmal klarmachen müssen, dass es ein sinnvolleres Verfahren als die herkömmliche Verbrennung gebe, so Schröder. Staatliche Förderung sei da ein härteres Argument als die Überzeugung lokaler Projektleiter vom ökonomischen und ökologischen Vorteil neuer Technik. mkr