Palastschau muss ins Exil

Die vom Hauptstadtkulturfonds gestrichene Ausstellung über den Palast der Republik findet in Frankfurt am Main statt. Die zweite Zwischennutzung als „Volkspalast“ beginnt im Juli

VON TINA HÜTTL

Dass nun die Geschichte des Palasts der Republik in Frankfurt am Main und nicht in Berlins Mitte aufgearbeitet wird, ist nur ein absurdes Faktum unter vielen, die in den vergangenen Wochen die erst zugesagte, dann wieder abgeblasene Ausstellung umgeben. Die Übernahme des Ausstellungskonzepts zur Palastgeschichte durch das Deutsche Architektur-Museum (DAM) in Frankfurt wird nur das vorläufig letzte Kapitel im Streit um den Palast und seine Nutzung bleiben. Noch hegt Amelie Deuflhard, die Vorsitzende des Projekts „Volkspalast“ und Mitgründerin des Vereins „Zwischenpalastnutzung“, die Hoffnung, dass nach Frankfurt die Ausstellung auch in Berlin zu sehen ist. „Der beste Ort dafür ist dann natürlich der Palast der Republik.“ Ob sich die erfüllt, ist unklar, auch weil der Palast im Herbst abgerissen werden und irgendwann mit dem nachgebauten Stadtschloss ersetzt werden soll.

Beim DAM äußert man sich momentan weder zu Zeitpunkt und Dauer noch zum Konzept der Ausstellung. Auch warum sich die Frankfurter mit dem Berliner Bauwerk überhaupt beschäftigen, ist offen. Nur so viel lässt die Direktorin Ingeborg Flagge durchblicken: Die Palast-Schau in Frankfurt folge einem Konzept zweier freier Kuratoren, nicht dem der Stiftung Stadtmuseum oder dem des Deutschen Historischen Museums.

Beide Institutionen hatten beim Gemeinsamen Ausschuss (GA) des Hauptstadtkulturfonds Antrag auf Projektförderung eingereicht. Anfang März schickten Kulturstaatsministerin Christina Weiss (parteilos) und Berlins Kultursenator Thomas Flierl (PDS), die Vorsitzenden des GA, der Stiftung Stadtmuseum einen positiven Zuwendungsbescheid in Höhe von 300.000 Euro Fördergelder zu. Doch knapp zwei Wochen später folgte der unerwartete Rückzieher aus dem Projekt, den sich alle Beteiligten nur als politisch motiviert erklären können.

Für Philipp Oswalt vom „Volkspalast“ ist klar: „Die Angst der Politik, sich mit Projekten zur Zwischennutzung zu solidarisieren, ist riesig.“ Denn in der ideologisch aufgeheizten Debatte gelte jeder Sympathisant als Ostalgiker. Für Deuflhard geht es in dem Debakel um die Palast-Ausstellung aber nicht um die Auseinandersetzung mit der DDR-Geschichte, sondern mit der Nachwendezeit. „Ein Nachdenken, wie das Zentrum Berlins neu gestaltet werden kann, soll unterbunden werden.“

Die Mitte Juli beginnenden – und vom Hauptstadtkulturfonds mit 250.000 Euro geförderten – Projekte des „Volkspalastes“ sollen die Zukunftsfrage der Stadtmitte erneut ins Zentrum rücken. In seinem Projekt „End of Sovereignity“ veranstaltet der Künstler Matthias von Hartz Performances und Diskussionen zum Thema Widerstand. Hauptattraktion wird eine Hüpfburg-Installation des Choreografen William Forsythe, die Tag und Nacht geöffnet hat. „Mit dem ‚Bungee Castle‘ wird das geplante Stadtschloss in den Palast geholt und von Besuchern schon mal getestet“, sagt Deuflhard.

Eine Hürde muss aber noch übersprungen werden: Statt 5.000 Euro Monatsmiete muss der „Volkspalast“ dieses Jahr für die mittlerweile als „verwertbare Immobilie“ hochgestufte Ruine 25.500 Euro dem Bundesvermögensamt, dem Verwalter und Vermieter, überweisen. Deuflhard, die vergangenes Jahr über 300.000 Euro Sponsorengelder eingetrieben hat, sieht darin aber kein Problem.