Höchststrafe für Oligarchen gefordert

Im Moskauer Prozess gegen den vielfachen Milliardär und ehemaligen Yukos-Chef Chodorkowski plädiert die Staatsanwaltschaft auf zehn Jahre Haft und Enteignung

MOSKAU dpa ■ Im Strafverfahren gegen den russischen Oligarchen Michail Chodorkowski hat die Moskauer Staatsanwaltschaft zehn Jahre Haft für den Angeklagten gefordert. Chodorkowski, einst reichster Geschäftsmann Russlands und Chef des Ölkonzerns Yukos, habe den Staat betrogen und Steuern in großem Ausmaß hinterzogen, sagte Staatsanwalt Dmitri Schochin am Dienstag. Sowohl der Europarat als auch die US-Regierung hatten in der Vergangenheit die Rechtmäßigkeit des Verfahrens bezweifelt.

Chodorkowski und seinem Geschäftspartner Platon Lebedew wird Unterschlagung, die Fälschung von Dokumenten und „die Bildung einer kriminellen Vereinigung“ vorgeworfen. Der Staatsanwalt forderte zudem, das Eigentum der beiden bislang als Dollar-Milliardäre geführten Unternehmer einzuziehen.

Beide Angeklagte bezeichnen sich als unschuldig. Sie nahmen die das Plädoyer der Anklage ohne äußere Regung zur Kenntnis. „Wir haben damit gerechnet, dass der Staatsanwalt nicht weniger als zehn Jahre fordert“, sagte der Verteidiger Genrich Padwa. Es blieb unklar, wann mit einem Urteil zu rechnen ist. Bereits vor Monaten hatte der stellvertretende Generalstaatsanwalt Wladimir Kolesnikow öffentlich verkündet, er bedauere, dass man beide Angeklagte zu höchstens zehn Jahren verurteilen könne.

Regierungskritiker sehen den Fall Chodorkowski und das Vorgehen der Steuerbehörden gegen Yukos als Versuch von Präsident Wladimir Putin, den Erzfeind Chodorkowski zu entmachten und die Erdölindustrie dem Kreml zu unterstellen.

Der vielfache Milliardär war Ende Oktober 2003 verhaftet worden – sechs Wochen vor der Parlamentswahl, bei der Chodorkowski Oppositionsparteien unterstützen wollte.