Bürger sollen ihre Stadt gestalten

Der Kölner Haus- und Grundbesitzerverein fordert mehr Bürgerbeteiligung bei der Diskussion um Dom und Hochhauskonzept vor der Wiener Unesco-Konferenz im Mai

Köln taz ■ „In Köln wird gehuddelt und gebrasselt“, kritisiert Hanns Schaefer die Stadtplanung in Köln. Noch immer werde wirtschaftlichen Interessen von Investoren mehr Gewicht beigemessen als der Schaffung einer erstklassigen Stadtarchitektur. Daher forderte der Vorsitzende des Kölner Haus- und Grundbesitzervereins auf einer Veranstaltung seines Vereins am Mittwoch endlich eine Bürgerbeteiligung, um die Themen Weltkulturerbe Dom und Hochhauskonzept für Köln zu diskutieren. Auch Oberbürgermeister Fritz Schramma habe die Bürger zum Mitdiskutieren aufgefordert. „Wir warten immer noch auf eine Einladung“, drängt Schaefer den Kölner OB.

Auch Peter Canisius, von 1990 bis 1998 Präsident der Welterbe-Kommission der Unesco, fordert eine baldige Bürgerbeteiligung. Denn Mitte Mai veranstaltet die Unesco in Wien ein Symposium über das Welterbe und die zeitgenössische Architektur. Dort wird auch der Kölner Baudezernent Bernd Streitberger das Hochhauskonzept für das rechtsrheinische Köln vorstellen. „Streitberger dürfte das jetzige Konzept dort gar nicht vorstellen“, fordert Canisius. Andernfalls wäre der Dom als Weltkulturerbe in Gefahr. Dies hätte negative Auswirkungen auf den Tourismus, und Investoren würden wegbleiben. „Wir schaffen keine Arbeitsplätze, indem wir Hochhäuser bauen“, ergänzt Hanns Schaefer.

„Bürgerbeteiligung kann sich nicht darauf beschränken, den Dreck wegzuräumen“, erklärt Peter Canisius. Die Bürger müssten auch zu stadtplanerischen Fragen angehört werden. Daher fordert der pensionierte Ingenieur noch vor dem Wiener Symposium eine Diskussion über das Hochhauskonzept im Rechtsrheinischen mit allen interessierten Kölnern. In einem zweiten Schritt sollen Experten angehört werden. „Die bisherigen Symposien dazu haben keine Wirkung gezeigt“, kritisiert Canisius die Ignoranz der städtischen Planer. Künftig müsse es daher eine institutionalisierte Diskussion zur Stadtgestaltung geben.

Canisius und Schaefer haben bereits konkrete Vorschläge dazu. Für das Linksrheinische fordern sie eine generelle Höhenbegrenzung auf 20 Meter in einer Pufferzone um den Dom, die sich bis zu den Ringen erstreckt. Die Kölner Stadtplaner wollen jedoch 40 Meter hoch bauen. Laut Canisius und Schaefer dürften die 20 Meter nur im Einzelfall überschritten werden.

Die geplanten Hochhäuser in Deutz seien architektonisch ohne Qualität, bemängelt Canisius. „Außerdem fehlen Wohnungen und Kneipen, um dort städtisches Leben zu schaffen.“ Wenn neben dem bereits gebauten LVR-Turm noch ein weiteres Hochhaus gebaut werde, entstehe ein „Zahnlückenbild“ und kein moderner Kontrapunkt zur Altstadt. Um dies zu verhindern, sollten lieber hochwertige Hochhäuser in Kalk gebaut werden. THOMAS SPOLERT