Letztes Geleit für die HWP

Die Uni für Wirtschaft und Politik wird heute zu Grabe getragen – und mit ihr Kostbarkeiten wie das Studium ohne Abi, sorgen sich die Studis. Denn künftig ist die HWP nur noch Teil einer Fakultät. Nach 56 Jahren wird mit einem Fest Abschied genommen

Von Eva Weikert

Es ist soweit: Heute ist der Tag, an dem die Universität für Wirtschaft und Politik (HWP) ihr Leben aushaucht und Hamburg um eine wichtige Hochschule ärmer wird. Um Mitternacht hört die Ausnahmelehrstätte nach mehr als 56 Jahren offiziell auf zu existieren. Auf Beschluss des CDU-Senats wird sie zum 1. April von einer Fakultät der benachbarten Uni geschluckt. Zu einer Abteilung eingedampft droht ihr besonderes Profil dort zerschlissen zu werden. Heute abend lädt die HWP zur Trauerparty.

Auch Ehemalige werden zum Abschiedsfest erwartet. Der früherere Industriepräsident Hans-Olaf Henkel und Schleswig-Holsteins ehemaliger Landeschef Björn Engholm gehören zu den rund 20.000 Absolventen. Doch die Prominenz hat der 1948 von Gewerkschaften und der damaligen SPD-Landesregierung gegründeten Lehrstätte nichts genützt. Das Todesurteil fällte 2003 die Dohnanyi-Kommission, die im Auftrag des damaligen Schwarz-Schill-Senats die hiesigen Hochschulen evaluierte und, um zu sparen, die Fusion der HWP mit der Uni empfahl.

Viele der rund 3.000 HWPler sorgen sich jetzt, dass das besondere Angebot ihrer Lehrstätte in der Massenuni untergeht. Dazu gehört der Hochschulzugang für Leute ohne Abi, das Teilzeitstudium und der interdisziplinäre Bachelor. Als erste Hamburger Hochschule hatte die HWP ihre Studiengänge in Betriebs- und Volkswirtschaft, Jura und Soziologie auf das europataugliche Bachelor-Master-System umgestellt. Gelobt wurde sie auch für ihre kurzen Studienzeiten und die Betreuung ihrer Studis.

Bis zuletzt hatten diese versucht, mit Demos und anderen Widerstandsaktionen ihre Hochschule zu retten. Neben einem Protest-Strip vorm Rathaus erregte am meisten Aufsehen, als sich die Studis vom Dach ihrer Uni abseilten, Motto: „Wir hängen an der HWP“. Auch ein Volksentscheid sollte die Abwicklung stoppen – vergebens. HWP-Präsidentin Dorothee Bittscheidt nahm Ende Januar ihren Hut. Einen Monat später besiegelte die CDU-Mehrheit in der Bürgerschaft das Aus, indem sie das „Gesetz zur Bildung der Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften an der Universität Hamburg“ (WiSoG) durchwinkte.

Die HWP verliert durch das Gesetz ihre Eigenständigkeit. Die Dozenten werden der WiSo-Fakultät zugeordnet. Noch offen ist hingegen, wo in der Uni das Verwaltungspersonal unterkommt und das HWP-Weiterbildungsinstitut konkret angesiedelt wird. Zumindest in den nächsten drei Jahren darf die HWP als „Department“ neben den zwei Uni-Fachbereichen Sozial- und Wirtschaftswissenschaften ihre alten Studiengänge anbieten. Während dieser Zeit ist auch die 40-Prozent-Quote für Nicht-Abiturienten sicher. Spätestens zum Winter 2008 soll die Fakultät dann eine neue Organisationsstruktur vorweisen können, die „das Profil der bisherigen HWP in der Lehre und bei der Zusammensetzung der Studierenden berücksichtigt“, heißt es nur vage im WiSo-Gesetz.

„Wir gehen trotzdem zuversichtlich in die Fakultät“, übt sich AStA-Referent Bela Rogalla in Optimismus und schreibt zum Abschied an seine Kommilitonen: „Die Zukunft der HWP liegt im Department für Wirtschaft und Politik.“ Doch im Rat dieser Fakultät, der die Zulassungs- und Studienordnungen verantwortet und das Satzungsrecht hat, wird die früherere HWP nur die Minderheit stellen. „Die Auseinandersetzung um den besonderen Hochschulzugang, das Teilzeitstudium und die interdisziplinären Studiengänge wird fortgesetzt werden müssen“, kündigt der AStA darum jetzt schon an. Die taz wünscht viel Erfolg!

Abschiedsparty mit Live-Musik, Theater und Ansprachen heute Abend ab 19 Uhr in der HWP, Von Melle Park 9