Spaziergänge durch Berliner Geschichten

Der gemeinnützige Verein StattReisen startet sein Sommerprogramm. Bis Oktober gibt es 600 sachkundige Stadtführungen zu Fuß. Schwerpunkte sind der Bezirk Mitte, das Einsteinjahr und der 300. Geburtstag Charlottenburgs

„Bau auf, bau auf!“ Das ist nicht nur der Titel eines bekannten FDJ-Liedes in der ehemaligen DDR. So heißt auch ein Stadtspaziergang, mit dem sich der Verein StattReisen ab April auf eine sozialistische Spurensuche begibt. Im Zentrum der architektonischen Reise stehe dabei das Gebiet des Stadtkerns der DDR-Hauptstadt, sagt der ehemalige DDR-Bürger und Tourleiter Matthias Rau. Verfolgt werden sollen auf der Tour die einzelnen Phasen der DDR, von der Schlossbrücke über die Karl-Marx-Allee bis zum Alexanderplatz.

„Bau auf!“ ist eine von 13 neuen Touren, die der Verein in sein nun beginnendes Sommerprogramm aufgenommen hat. Unter dem Motto „Ab durch die Mitte“ starten täglich wechselnde Spaziergänge vom Deutschen Historischen Museum. Treffpunkt ist jeweils um 11 Uhr im Foyer des Zeughauses – die sozialistische Spurensuche beginnt dort an jedem Freitag.

Wer es lieber literarisch-kulturell mag, trifft dort immer am Sonnabend den ehemaligen Schauspieler Manfred Callsen. Er führt den Rundgang „Die Flüge des Ikarus“ zu den Spuren von Lessing, Heine, Hegel und Brecht. Callsen will das Spannungsverhältnis zwischen den Künstlern und der jeweils regierenden Staatsmacht zeigen.

„Unsere Stadttouren sollen die Zusammenhänge zwischen Architektur und Geschichte thematisch darstellen“, erklärt Jörg Zintgraf von StattReisen. Bereits seit 1983 bietet der gemeinnützige Verein seine hintergründigen Spaziergänge an. Bis Oktober wird es insgesamt 600 öffentliche Führungen geben, 100 mehr als noch im vergangenen Jahr. Außerdem rechne der 60-Mann-Verein auch in diesem Jahr wieder mit rund 1.500 Gruppenführungen.

Neben den Schwerpunkt-Routen in Mitte begleitet der Verein mit speziellen Touren auch das Einsteinjahr und den 300. Geburtstag Charlottenburgs. „Zwischen Schloss, Villa und Moschee“ heißt eine Tour, die erstmals am Sonntag startet, „Olympia 1936: Spiele mit dem Tod“ nennt sich eine Runde um das Olympiastadion, die am 1. Mai Premiere hat. Die spezielle taz-Tour durch das linke Charlottenburg widmet sich einmalig am Dienstag um 17 Uhr der „Studentenbewegung zwischen Vietnam und Kommune“ (siehe rechts).

CONSTANZE WEISKE

Infos über sämtliche Touren im Internet unter www.stadtreisenberlin.de, per Telefon unter (0 30) 4 55 30 28