Der Meisterzwang ist kein Thema

Mit einer Imagekampagne möchte die Handwerkskammer den Ruf der handwerklichen Berufe verbessern. Strukturelle Veränderungen sollen dazu allerdings nicht beitragen

Handwerksberufe sind besser als ihr Ruf. Diese Botschaft will die Handwerkskammer Bremen unter das Volk bringen und beteiligt sich deshalb an einer 50 Millionen Euro teuren Imagekampagne des Zentralverbands des Deutschen Handwerks, entwickelt von der Berliner Agentur Scholz & Friends. Von den Bremer Medien wünscht sich der Präses der Kammer, Joachim Feldmann, dass sie die Kampagne „begleiten“ und eine „Medienpartnerschaft“ eingehen. Feldmann nennt die wesentlichen Punkte, die es zu vermitteln gilt: „Handwerksberufe bieten schnelle Aufstiegsmöglichkeiten, einen hohen Grad an Selbstverwirklichung und arbeiten mit modernsten Technologien.“ Außerdem, so weiß der Zahntechnikermeister, seien Handwerksberufe weniger krisenanfällig als andere Branchen. „Wir kennen diese Konjunktureinbrüche nicht, sondern haben immer etwas zu tun.“

Dass ihm und vielen seiner Kollegen potentielle Azubis trotzdem nicht die Tür einrennen – früher habe er 70 bis 100 Bewerbungen bekommen, jetzt gerade mal drei – erklärt sich Feldmann mit mangelndem Wissen über die Berufe. Und nicht mit strukturellen Problemen, die von innen heraus zu lösen wären. Kein Thema ist etwa der Meisterzwang. Könnte das EU-weit einmalige deutsche System, das eine Selbständigkeit nur erlaubt, wenn ein Meisterbrief vorliegt, auf junge Menschen wenig modern und eher abschreckend wirken? „Das führt jetzt zu weit“, sagt der Geschäftsführer der Kammer, Michael Busch, nachdem der Präses deutlich gemacht hat, dass die Kammern am Meisterzwang festhalten werden. „Der Meister ist ein Qualifizierungsmerkmal“, sagt er, und vergleicht diesen mit einer Promotion. „Beim Doktor sagt auch niemand, das ist eine Zulassungsbeschränkung.“ Weil er tatsächlich keine darstellt? „Doch“, sagt Busch, „wenn Sie Chefarzt werden wollen, geht’s nicht ohne“. Lieber aber spricht Busch wieder über die Imagekampagne, die „auch aggressiv“ sein wird, wie er verspricht. „Gott schuf Himmel und Erde, den ganzen Rest haben wir gemacht“, ist ein Beispiel. Oder: „Wir haben mehr Kunden als Aldi und kennen trotzdem jeden persönlich.“

Mit diesen Sprüchen, hoffen die Lobbyisten, nehmen die Menschen das Handwerk dann auch so wahr, wie es sich selbst gerne sieht. Auf die Medien ist Feldmann zufolge in dieser Hinsicht kein Verlass. Sie würden Positivmeldungen und das Engagement der Handwerker in Vereinen ignorieren. „Das wird nicht wertgeschätzt.“

In einem Punkt allerdings übt er dann doch noch Selbstkritik: Dass in ihren Berufen „modernste Technologien“ zum Einsatz kommen – das hätten auch manche Handwerker noch nicht gemerkt. eib