Fusion & Freistaat
: Brandenburgs Gloria

Neu ist der Gedanke nicht, der seit kurzem wieder die Gehirne Berliner und Brandenburger Politiker erfüllt: die Fusion beider Bundesländer zu gemeinsamem Nutzen. Doch erhält die Vision jetzt eine neue Chance. Die Furcht vor einer Bundesregierung unter Angela Merkel macht auch eingefleischten Lokalpatrioten klar: Kleinstaaterei bringt in der Auseinandersetzung mit einem mächtigen Bund nichts. Es gibt also nicht nur viele Argumente für eine Länderfusion zum nächstmöglichen Zeitpunkt. Es wäre auch zum Nutzen von Brandenburg und Berlin, wenn sich ein fusioniertes Bundesland mit dem Etikett „Freistaat“ schmücken kann.

KOMMENTAR VON MATTHIAS LOHRE

Im ersten Moment scheint es unsinnig: Der Titel eines Freistaats bringt nicht mehr Bundeshilfen. Ein Bundesland ist ein Bundesland, auch wenn viele Bayern eine Sonderstellung in Anspruch nehmen. Doch der psychologische Effekt könnte wie im Süden der Republik enorm sein. Mehr Selbstvertrauen kann die „angeschlossene Landschaftspflege“, wie Berlins Finanzsenator Sarrazin Brandenburg abfällig genannt hat, gut gebrauchen. Und selbst Brandenburgs CDU-Innenminister Jörg Schönbohm, seines Zeichens hartnäckiger Befürworter eines Bundeslandes namens „Preußen“, müsste von seinem rückwärtsgewandten Tun ablassen: Der Spatz „Freistaat“ in der Hand ist schließlich besser als die Taube „Preußen“ auf dem Dach.

Das oft zu Unrecht hervorgekramte Wort von der „Ironie der Geschichte“ wäre bei Zustandekommen eines Berlin-Brandenburgischen Freistaats tatsächlich angebracht: Eine ostdeutsche Politikerin trägt dazu bei, dass zwei ostdeutsche Bundesländer den Titel „Freistaat“ anstreben. Obwohl weder Angela Merkel noch die Mark-Bewohner für ihre Bayern-Liebe bekannt sind.