Kleine Fische

Weil Hans Zach den Einsatz von NHL-Profis verweigert, scheiden die Kölner Haie schon wieder verfrüht aus

KÖLN taz ■ Dave McLlwain, der fast 38 Jahre alte Stürmer der Kölner Haie, hat Routine in allen Dingen, die mit Eishockey zu tun haben. Auch mit den traurigen. Etliche Interviews musste der kanadische Haie-Kapitän am Mittwochabend geben. Sein Blick war dabei leer, er stützte sich auf seinen Schläger. McLlwain schien auf automatisches Sprechen geschaltet zu haben. Er redete über den starken Gegner sowie dessen gute Defensive. Immer wieder fiel dabei das Wort „Enttäuschung“. Und: „Wir wollten Meister werden, es hat wieder nicht geklappt. Sie waren besser als wir.“ Wie im vergangenen Jahr sind die Haie, der achtmalige deutsche Meister, schon im Playoff-Viertelfinale der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) gescheitert. Der ERC Ingolstadt gewann das siebte und entscheidende Spiel in der Kölnarena mit 5:2 somit die Serie mit 4:3.

Als sich der tapfere McLlwain in die Kabine zurückgezogen hatte, redete Haie-Trainer Hans Zach. Auch der Tölzer, der den Kölner Klub seit drei Jahren coacht, bedauerte das Ausscheiden sehr, dann zog er einen interessanten Schluss: „Wir sind auf dem richtigen Weg, weiter um die Meisterschaft mitzuspielen, und haben auch in dieser Saison lange mitgespielt“, verkündete er und löste allgemeines Erstaunen aus, um nicht zu sagen: ein wenig Mitleid. Wie so oft schien Zach sich seine eigene Realität zu schaffen, in der er immer alles richtig macht. Als Bundestrainer, der er bis zum Frühjahr 2004 war, konnte es der Bayer mit Recht als Erfolg betrachten, international überhaupt mit den großen Teams konkurrieren zu können. Ganz anders aber sieht es in Köln aus: Die Haie sind eine der großen Mannschaften in Deutschland. Sie spielen in der Kölnarena, haben einen Zuschauerschnitt von 12.000, mit knapp sieben Millionen Euro wirtschaften sie mit einem der höchsten Etats der Liga. Eigentlich müssten die Haie jedes Jahr Meister werden, zumindest bis ins Finale kommen. Jedenfalls erwarten das alle.

Zach schaffte es in Köln jedoch, den großen Klub ziemlich klein zu machen. Der Trainer verzichtete nämlich im Gegensatz zu den anderen Spitzenteams ganz darauf, ausgesperrte Profis aus der NHL zu verpflichten. „Die wollen nur eine Extrawurst gebraten haben. Meine Spieler sind genauso gut“, lautete sein Argument. Er hätte auch sagen können: In Köln ist halt der Trainer der Star. Zach wählte seine Spieler lieber nach „gutem Charakter“ aus. Er bevorzugte Kämpfer, die sich stets und ohne zu meckern in den Dienst des Kollektivs stellen. Und so formte er in Köln ein Team aus beherzten Rackerern, denen es aber im Gros, das wurde in der Serie gegen die Ingolstädter mit ihren vier NHL-Profis deutlich, an Technik und Spielwitz mangelt.

Ein bisschen Spaß gönnte sich Zach aber auch in der Niederlage. „Ich schimpfe niemals auf meine Mannschaft. Ich hätte einen sehr schlechten Charakter, wenn ich es täte“, sagte er – eine Ohrfeige für Greg Poss, seinen Nachfolger im Amt des Bundestrainers, der nach dem Viertelfinal-Aus seiner Nürnberger Eistiger heftig über seine mutmaßlich antriebslosen Profis geflucht hatte. „So etwas tue ich niemals“, sagte Zach.

Ob der Trainer, dessen Vertrag in Köln bis 2006 läuft, weitermachen wird, ist trotzdem offen. „Wenn man mich lässt, bleibe ich“, sagte Zach. „Wir werden in den nächsten Tagen alles analysieren und dann weitersehen“, sagte Haie-Geschäftsführer Thomas Eichin. Gerüchten zufolge steht der ehemalige Kölner NHL-Spieler Uwe Krupp als Nachfolger schon bereit. Der traurige McLlwain verabschiedete sich derweil mit einem: „Have a good summer.“ Er wird im August ganz sicher nach Köln zurückkehren. CHRISTIANE MITATSELIS