Koma-Patientin Schiavo ist tot

US-Amerikanerin stirbt nach 13 Tagen ohne Wasser und Nahrung. Eltern scheitern zuvor erneut vor Oberstem Gerichtshof. Richter kritisiert Eingreifen der Politik als nicht verfassungsgemäß

WASHINGTON taz/ap ■ Nach dreizehn Tagen ohne Wasser und Nahrung ist die amerikanische Koma-Patientin Terri Schiavo gestern gestorben. Das teilte ein Anwalt ihres Mannes Michael Schiavo mit, der die Entfernung der Magensonde in einem jahrelangen Rechtsstreit durchgesetzt hatte. Schiavos Eltern hatten bis zuletzt mit Eilanträgen und Klagen um das Leben der 41-Jährigen gekämpft, die seit 15 Jahren im Wachkoma lag. Sie erlitten am Mittwochabend jedoch erneut eine Niederlage vor dem Obersten Gerichtshof. Der Fall Schiavo hatte weltweit eine Diskussion über Sterbehilfe ausgelöst

Ein Vertreter der Eltern Bob und Mary Schindler erhob schwere Vorwürfe gegen ihren Ehemann. Er habe Schiavos Eltern und Geschwister zum Zeitpunkt ihres Todes den Zugang zu der Sterbenden verweigert, sagte Bruder Paul O’Donnell vor dem Hospiz in Pinellas Park. „Sie sind jetzt dort drinnen und beten an der Seite ihres Bettes.“

Während Michael Schiavo erklärte, seine Frau hätte in einem solchen Zustand nicht weiterleben wollen, sahen die Eltern im Abbruch der künstlichen Ernährung eine schwere Verletzung ihrer Rechte. Nach ihrer jüngsten Niederlage vor dem Obersten Gerichtshof schienen ihre juristischen Möglichkeiten aber ausgeschöpft. Der Supreme Court hatte es ohne weitere Begründung abgelehnt, sich mit dem Fall zu befassen.

Die Einschaltung der Bundesgerichtsbarkeit in den Rechtsstreit, den Michael Schiavo und seine Schwiegereltern zunächst durch alle Gerichtsinstanzen des US-Staats Florida getragen hatten, hatte der US-Kongress in Washington durch ein Sondergesetz ermöglicht. Die darauf angerufenen Bundesrichter zeigten sich darüber zum Teil deutlich verstimmt. Richter Stanley Birch vom Bundesberufungsgericht in Atlanta bezeichnete das Eingreifen der Politik als nicht verfassungsgemäß. „Das ist ein klarer Verstoß gegen die Unabhängigkeit der Gerichte“, erklärte Birch.

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