Bremer Grabenkämpfe

„Bilder einer Ausstellung“ präsentieren Vorgeschichte, Abriss und Neubau Bremischer Wohnkultur. Bei Begleitveranstaltungen im April treffen sich die Gegner von damals

Bremen taz ■ Die Entwicklung des Neubaugebietes Weidedamm III ist das Thema der Ausstellung, die am Samstag um 15 Uhr in der Martin Luther Kirche in Findorff eröffnet wird. Susanne Schweers und Jutta Schäfer-Böhle zeigen Bilder und Dokumente, die die Geschichte der Kleingärten und Kaisenhäuser beleuchten und deren Ende zugunsten der Weidedamm-III-Siedlung dokumentieren.

Hobby-Fotografin Schweers wohnte seit 1991 am Rande der umkämpften Parzellen. „Ich wollte einfach nur schöne Fotos machen,“ erklärt sie ihr Motiv dafür, dass sie von 1993 bis 2004 über 50 Filme mit Bildern von heruntergekommenen Holzhütten, frisch planierten Brachflächen und neu errichteten Wohnanlagen füllte. Seit damals hat sich ihr Bilck gewandelt, vor allem mit ihrem Engagement für das Fotoarchiv der Findorffer Geschichtswerkstatt im Brodelpott.

Heute will sie mit ihren Fotos im Betrachter Fragen wecken, die sich darum drehen, ob sich das Bremer Wohnungsbau-Projekt gelohnt habe: „Ich möchte da nicht wohnen,“ sagt sie, die heutige Bebauung sei ihr zu eng. Damals freilich fand sie die Wohnbedingungen im Kaisengelände „teilweise menschenunwürdig“, offenbart Susanne Schweers ihren Blick auf die Gruppen, die vor Abriss und Neubebauung das Gebiet besetzt hielten. Neben Naturschützern um den Verein „Grüner Weidedamm“ lebten autonome „Chaoten im Dreck, um Bier zu saufen“. Als dritte Gruppe versuchte die Bremer Commune, alternative Lebensformen zu probieren.

In der Mehrheitsgesellschaft ging die Entwicklung derweil weg von dem freien, naturnahen Leben, das die Besetzer forderten, so Schweers: Für neugebaute Einfamilienhäuser veranschlagte man in den 50ern noch rund 1.000 Quadratmeter Grundstücksfläche, bis zu den 70ern sank die Zahl auf etwa 500 Quadratmeter, in den 90ern – und auch bei Weidedamm III – galten 350 Quadratmeter als Standard.

Neben den fotografischen Impressionen kommen auch Zeitzeugen zu Wort, in dokumentierten Interviews und auch „live“ – bei den Begleitveranstaltungen zur Ausstellung: Höhepunkt der Veranstaltungsreihe ist sicher die Podiumsdiskussion am 20. April mit den Beteiligten von damals – Polizei, Aktivisten, Wohnungsbaugesellschaften, Kleingärtner und Politiker. mkr

Ausstellung vom 2. bis 30. April, Infos unter ☎ 0421 / 37 96 90, buero@martin-luther-findorff.de oder www.schaufenster-findorff.de