Eierstockkrebs oft falsch behandelt

Die besten Überlebenschancen haben Patientinnen an Studienkliniken. Deren Adressen stehen nun im Internet

Ob eine Frau eine Erkrankung an Eierstockkrebs überlebt, hängt stark von der Klinik ab, in der sie behandelt wird. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie (AGO), in der Daten von 476 Patientinnen an 165 deutschen Kliniken analysiert wurden. „Die Chance, die Krankheit zu überstehen, hängt in hohem Maße von der optimalen Therapiequalität ab“, erläutert Andreas du Bois, Leiter der Studie und Direktor der Klinik für Gynäkologie & Gynäkologische Onkologie der Dr. Horst Schmidt Klinik in Wiesbaden. Nur das Stadium der Erkrankung habe einen noch größeren Einfluss. „Von den Frauen, die eine optimale Therapie erhielten, leben nach drei Jahren noch 75 Prozent. Von den Patientinnen, die suboptimal behandelt wurden, überleben dagegen nur 25 Prozent.“ Die Studie zeigte: Lediglich 35 Prozent der Frauen mit einem Eierstockkrebs im Frühstadium und nur 67 Prozent der Patientinnen mit einem fortgeschrittenen Tumor erhalten eine Therapie nach neustem Standard. Die beste Behandlung bekommen Frauen mit einem Ovarialkarzinom – so der medizinische Fachbegriff – an Kliniken, die sich an Studien beteiligen. Das klingt verwunderlich, lässt sich laut du Bois aber einfach erklären: Solche Krankenhäuser arbeiten nach aktuellen medizinischen Leitlinien und kontrollieren systematisch den Therapieerfolg. Zudem halten sich die Ärzte durch regelmäßige Fortbildungen auf dem Laufenden. Die Adressen der Krankenhäuser veröffentlicht die AGO nun im Internet unter www.eierstock-krebs.de.

Eierstockkrebs ist hierzulande zwar nur die siebthäufigste Krebsart – aber die vierthäufigste Todesursache bei Frauen überhaupt. Vor allem Ältere erkranken. Statistisch tritt Eierstockkrebs am zahlreichsten bei 66-Jährigen auf. „Frauen mit wenigen Kindern und wenigen Schwangerschaften sowie Frauen, die nie die Antibabypille genommen haben, haben ein etwas erhöhtes Risiko, an Eierstockkrebs zu erkranken“ erläutert Jacobus Pfisterer vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe in Kiel. „Außerdem gibt es eine genetische Vorbelastung.“ Doch gerade ältere Frauen scheuen Untersuchungen zur Krebsfrüherkennung, ergab eine Studie des Zentralinstituts der kassenärztlichen Vereinigung: Von den 60-Jährigen gehen weniger als 50 Prozent zur Vorsorge, bei den 65-Jährigen nur noch 40, bei den 70-Jährigen weniger als 30 Prozent. Je früher Eierstockkrebs aber erkannt wird, desto besser sind die Heilungschancen. Erste Symptome sind Völlegefühl, Bauchschmerzen und Probleme beim Wasserlassen. Dann bläht der Bauch mehr und mehr auf.

Die optimale Behandlung bei fortgeschrittenem Eierstockkrebs besteht laut AGO aus einer Operation plus Chemotherapie. Die OP dient dazu, den Tumor möglichst sorgfältig zu entfernen, damit Reste nicht nachwachsen oder Metastasen in anderen Organen bilden können. Im Körper verbleibende Tumorzellen sollten am besten durch eine Chemotherapie mit Paclitaxel, einem Wirkstoff aus Eibenrinde, und Platin abgetötet werden. Das verspricht nach Einschätzungen von Experten die höchsten Überlebenschancen.

MARTINA JANNING