Der Entertainer verlässt die Bühne

Harald Juhnke ist tot. Der Schauspieler, der wie kein anderer für Westberlin stand, wurde 75 Jahre alt. Lange kämpfte er gegen den Alkohol, zuletzt gegen das Vergessen

BerlinerInnen trauern um Harald Juhnke. „Er war vor allem einer von uns, ein Berliner mit Leib und Seele, der wie kein anderer auch außerhalb der Grenzen Berlins für unsere Stadt gestanden hat“, sagte der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit gestern. „Berlin verneigt sich vor einem seiner großen Söhne. Er war eine Stimme Berlins, die nicht verstummen wird.“ Der Schauspieler ist gestern Morgen im Alter von 75 Jahren gestorben.

Harald Juhnke wurde 1929 im Wedding geboren. Nach dem Abitur nahm er Schauspielunterricht und hatte 1948 im heutigen Maxim-Gorki-Theater sein erstes Engagement. Erst durchs Fernsehen, etwa in der Serie „Ein verrücktes Paar“ oder „Harald & Eddi“ wurde er bekannt.

Seit Ende der 70er-Jahre hatte Harald Juhnke immer wieder Alkohol- und infolgedessen auch Karriereprobleme. Die Verfilmung von Sternheims Schauspiel „Die Hose“ brach er ab und einen Auftritt bei Hans Rosenthals „Dalli – Dalli“ sagte er ab. Anfang der 90er-Jahre gelang ihm der Wechsel ins ernste Fach. So spielte er 1995 die Hauptrolle in der Verfilmung des Fallada-Romans „Der Trinker“. Dafür lobten ihn Kritiker einstimmig.

Nach mehreren Rückfällen verbrachte er 2001 einige Monate in der Psychiatrischen Universitätsklinik Basel. Seit Ende 2001 lebte der Entertainer in einem Pflegeheim für Demenzkranke, wo er gestern verstorben ist. Für Claus Peymann, den Intendanten des Berliner Ensembles, war Harald Juhnke ein „großer Berliner Clown, Komiker, grandioser Entertainer und Anarchist“. Nachdem Minetti, Marianne Hoppe und Brigitte Mira ihre Bühnen verlassen hätten, sei mit dem Tod von Harald Juhnke das alte West-Berlin fast ganz verschwunden, so Peymann weiter.

Der Intendant des Deutschen Theaters, Bernd Wilms, sagte: „Berlin verliert einen wirklich wichtigen Schauspieler.“ Wilms glaubt, dass er „ein großes Kind gewesen ist, ein bisschen Peter-Pan-haft, wie einer, der nicht erwachsen werden kann und nicht erwachsen werden will.“

PDS-Landeschef Stefan Liebich nannte Juhnke einen „großen Entertainer, der mit seinem schauspielerischen, komödiantischen und gesanglichen Können die Herzen eines Millionenpublikums eroberte“. Heute wird von 11 Uhr an ein Kondolenzbuch im Roten Rathaus ausliegen.

AP, DPA, RTR, TAZ

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