Ökoenergie mit Imageproblem

Fünf Jahre Erneuerbare-Energien-Gesetz: Mittlerweile produziert Deutschland ökologisch so viel Strom, wie sechs AKWs liefern. Trotzdem hat der gute Ruf gelitten

BERLIN taz ■ „Wer aussteigen will, muss wissen, wo er einsteigen will.“ Mit solchen Worten warf Kurt-Dieter Grill – damals energiepolitischer Sprecher der CDU – Rot-Grün Konzeptlosigkeit in der Energiepolitik vor: Der Standort Deutschland stand am Rand des Untergangs.

Das ist nun fünf Jahre her: Am 1. April 2000 trat das „Gesetz zur Förderung der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien“ in Kraft. Johannes Lackmann, Präsident des Bundesverbandes Erneuerbare Energie (BEE), bezeichnet es als das „weltweit erfolgreichste Gesetz zum Ausbau regenerativer Energiegewinnung“. Dank einer gesicherten Einspeisevergütung habe es einen boomenden Markt gegeben, der wiederum eine ungeahnte technologische Innovation mit sich brachte. „Und das hat wiederum zu rasant sinkenden Kosten geführt“, so Lackmann.

Tatsächlich ist der Erfolg weltweit anerkannt: Nicht nur dass die deutschen Hersteller Marktführer sind, das Gesetz selbst wurde zum Exportschlager. Tschechien, China, Frankreich, Österreich, Spanien, Taiwan – viele Staaten haben das deutsche Gesetzesmodell übernommen.

Allerdings ist das keine Erfindung von Rot-Grün. Es war die Regierung Kohl, die 1990 mit einem Stromeinspeisegesetz den Run auf die grünen Stromquellen eröffnete. 60 Milliarden Kilowattstunden werden in diesem Jahr aus grünen Quellen gewonnen – so viel, wie 6 Atomkraftwerke liefern. Nicht nur, dass 35 Millionen Tonnen Treibhausgase eingespart werden, 130.000 Menschen leben mittlerweile auch von dieser Branche.

Allerdings ist die Erfolgsgeschichte zuletzt ins Straucheln geraten. In der nächsten Woche soll deshalb eine 3 Millionen Euro teure Image-Kampagne gestartet werden. „Eine so tiefgreifende Umwälzung der Energiewirtschaft muss man den Menschen erklären. Es geht darum, Vorurteile abzubauen“, sagt Lackmann. Die Atomkraft habe gezeigt, dass Energietechnik ohne Akzeptanz in der Bevölkerung scheitern kann. Neben den Verbänden der erneuerbaren Energien, Herstellern und Betreibern beteiligt sich auch das Bundesumweltministerium an den Kosten. Angeblich will sogar Bauernpräsident Gerd Sonnleitner die Sache unterstützen. RENI