schim- an- eck
: Mit indischen Hundewürsten rumzuhartzen

Beim Sundownbummel zwischen Hunden und Bettlernauf Mumbais unbeleuchteter Cornichewird mir langsam etwas bang.Da fällt auch schon was Nacktes, Warmesaufs geflochtene Oberleder meines Bally- shoe.Ja, wat is dat denn fürn Kack, bä. pfui, huu.Sogleich beginnt es hammerartig in der Nase zu stinken,und ein Inder next to me unterwürfig zu winken.Ob er mir die Schuhe polieren dürfe, fragt er.

„What, what do you want?“, gifte ich ihn an,„sag mal lieber, wer mir den Belloauf den Schuh geschmissen hat.“Das wär der dicke Hund da drüben gewesen, antwortet er.„Ach, bullshit“, belle ich,„Hunde machen sowas nicht, die würden sich vorher in die Büsche schlagen.“Ich beobachte sein wachsendes Unbehagen.Schließlich bekennt er kleinlaut, dass er es gewesen sei,weil er dringend Geld mit Shoeshinehabe verdienen müssen.„Und wo“, frage ich, „kriegst du so schnell deine Würste her?“Aus der Hosentasche, gesteht er, gar nicht schwer,da drehe er sie mit einer Hand,eine kleine Wurstfabrik aus dem Stand.„Und die Kacke“, frage ich, „ist die selbstgemacht?“Nä, die läg ja überall frei auf der Straße. Er lacht.

„Kannst du denn nicht anders an Rupien kommen?“, frage ich weich gestimmt.„Nothing doing“, antwortet er, „my Government nimmt und nimmt. Deshalb bin ich ja, wie ihr in Germany, am Hartzmachen dran.Das fing in Indien schon vor hunderten Jahren an.“„I see, I see“, sag ich butterweich,„dann mach ich dich jetzt mal etwas reich,hier krisse meine Ballyschuhe geschenkt,wenn du mir deine flip-flops gönnst.So dass ich gleich noch ins Hotel komme.“Schukria, schukria, sagt er glücklich,jetzt hab ich endlich Shoeshine satt...Der Ausstausch des Fußwerks findet nochan Ort und Stelle statt.

JÜRGEN SCHIMANEK