Milch zum Spottpreis

Die Bauern demonstrieren, weil die Real-Supermärkte den Liter Vollmilch für magere 33 Cent verscherbeln

BERLIN ap/taz ■ Milch macht deutsche Bauern sauer. Grund: Unter dem Motto „Tage des Wahnsinns“ verkauften die Real-Supermärkte am letzten Samstag den Liter Vollmilch zum Preis von 33 Cent. Die Erzeuger finden die – wenn auch einmalige Aktion – zu billig. Bundesweit protestierten tausende von ihnen. Mit Traktoren und Kühen versammelten sie sich vor insgesamt rund 80 Märkten

Die Bauern riefen die zum Metro-Konzern gehörende Kette auf, die Milch nicht günstiger anzubieten als Mineralwasser. Die Erzeuger haben Kosten von 32 bis 36 Cent je Liter. Jeder Liter Milch muss dann aber noch ab Hof abgeholt, abgefüllt, verpackt, transportiert und verkauft werden. Schon seit längerem leiden sie unter dem Preiskampf des Handels und bekommen kaum das Geld heraus, das sie in die Milchviehhaltung stecken. Der Real-Aktionspreis läutet aber nochmals eine neue, härtere Runde ein. Bauernverbandschef Gerd Sonnleitner: „Jetzt sind die Lebensmitteleinzelhändler direkt am Wahnsinn erkrankt.“

Agrarministerin Renate Künast (Grüne) äußerte Verständnis für den Ärger der Landwirte. „Milch ist ein Mittel zum Leben und sollte nicht verramscht werden“, sagte sie. Ernährungsexperte Thomas Isenberg vom Bundesverband der Verbraucherzentralen warnte, dass so auf Dauer die Qualität und Sicherheit von Lebensmitteln gefährdet werde.

Man habe die Verbraucher nur für den Genuss eines gesunden Grundnahrungsmittels begeistern wollen, hieß es bei Real. Und dem Bauernverband schrieb der Konzern offensichtlich verärgert: „Wir möchten uns erlauben, darauf hinzuweisen, dass Real nicht wie andere Handelsunternehmen die Preise für Molkereiprodukte dauerhaft gesenkt hat.“ HG