Kunden sollen Gläubiger werden

Gestern stellte die Bochumer GLS-Bank die zweite Ausgabe des Weleda-Fonds vor. Der Naturkosmetik-Hersteller erhofft sich, dass gute Kunden dem Unternehmen Geld leihen

BOCHUM taz ■ Der Kosmetik-Konzern Weleda braucht Geld, um seine Arzneimittelproduktion zu modernisieren und will sich das Geld möglichst bei den eigenen Kunden leihen. Für soviel Identifikation mit der Kosmetik-Firma lockt das Unternehmen zusammen mit dem Fonds-Herausgeber, GLS-Gemeinschaftsbank mit Ökobank, mit Renditen bis zu 5 Prozent.

Und diese Versprechen sind eher als Dank an die Freunde des Unternehmens denn als wirtschaftlich rationelle Entscheidung zu verstehen. GLS-Vorstand Thomas Jorberg sagt zu den Plänen von Weleda: „Das Unternehmen könnte sich bei jeder Bank, wahrscheinlich zu besseren Konditionen Geld leihen, aber es ist der Firma wichtig, zu wissen, wer ihr Gläubiger ist.“

Der Fonds mit einer Mindestbeteiligung von 2.000 Euro soll bis Ende Dezember zu zeichnen sein, maximal will die GLS Bank 10 Millionen Euro für die deutsche Weleda Niederlassung in Schwäbisch Gmünd einsammeln, früheste Kündigung des Kredits durch die Weleda ist nach 10 Jahren möglich. Die Verzinsung des Fonds wird sich nach der wirtschaftlichen Lage des Kosmetikunternehmens richten, die GLS Bank prognostiziert vorsichtig 4 Prozent, garantiert sind in jedem Falle 3,5 Prozent. „In der vergangenen Dekade hat das Unternehmen immer Gewinn gemacht“, so Jorberg. Dass es mehr als die garantierten Prozente werden, davon geht Jorberg aus, „denn sonst geht die Kundenbindung nach hinten los“.

Um sich in bestimmten Bereichen von der Konjunktur unabhängiger zu machen, hat Weleda gerade ein „Rohstoff-Rosenprojekt in der Türkei begonnen“, wie Susi Lotz, Sprecherin von Weleda sagt. 120 türkische Kleinbauern hätten mit der Produktion von Rosen für Weledas Dauerbrenner Wildrosenöl ein Auskommen, sagt Lotz. Bisher sei es immer so gewesen, „dass, wenn Weleda zugreift, der Weltmarkt wackelt“, so Lotz. Denn das Unternehmen sei weltweit größter Abnehmer für Wildrosen. Nun garantiere das Unternehmen den genossenschaftlich organisierten Bauern dauerhaft feste Preise.

Während das Unternehmen mit den Kosmetikprodukten die Gewinne einfährt, die die Arzneimittelproduktion bisher stützen, soll mit dem Fondskapital die schwächelnde Arzneimittelsparte profitabel gemacht werden. ELMAR KOK