Hamburg riecht Benzin

In einer Testfahrt um die Alster soll die Faszination der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft gezeigt werden

Das hat sich die Junge Union prächtig ausgedacht. Nach dem Willen der Jungspunde vom November des vergangenen Jahres soll Hamburg Austragungsort der Deutschen Tourenwagen Meisterschaft (DTM) werden. Prompt stimmten die Delegierten des kleinen Parteitags der Hamburger CDU diesem Antrag zu – mit der knappen Mehrheit von einer Stimme. Also wurde der Senat aufgefordert, mal eben eine geeignete Strecke außerhalb des Zentrums der Hansestadt für ein Autorennen zur Verfügung zu stellen.

Natürlich begründeten die Neu-PKW-Fahrer ihren Antrag mit dem daraus erwarteten Prestigegewinn Hamburgs als führende Sportstadt der Nation. Durchgekommen sind sie damit glücklicherweise nicht. Verschont bleibt Hamburg dennoch nicht. Am heutigen Dienstag brettern die an der DTM teilnehmenden Boliden ab 13 Uhr um die Alster. Das tun sie allerdings nur in einem Demo-Wettbewerb für die am 17. April startende Serie der hochgetunten Möchtegernraketen. Ein Soundereignis, das bis nach Altona zu hören sein und neben den Jungunionisten auch zehntausenden von Zuschauern das Kohlenmonoxid in die Lungen treiben wird.

„Die DTM-Renner in unserer Stadt zu haben, ist eine großartige Bereicherung“, findet Hamburgs Wirtschaftssenator Gunnar Uldall (CDU). Seine Partei kämpft wo sie kann um den sportlichen Schein Hamburgs. Immerhin ist die Sportstadt eines von fünf Leitprojekten der wachsenden Stadt – rasende Stadt wäre passender. Vor allem, wenn man Volker Okun, Parteikollege Uldalls, über die Nichtbeachtung des internationalen Tennisturniers seitens des NDR wettern hört. In einer beschwerdereichen Mitteilung zürnt er gegen den Intendanten Jobst Plog, der Okuns Meinung nach das Anliegen einer wachsenden Stadt durch Missachtung eines abgewirtschafteten Tennisturniers konterkariert.

Wohl auch ein Grund, warum heute Motorsport zu sehen ist. Der CDU gehen die Sportarten aus. Ein Vorschlag von unserer Seite: Wie wäre es mit Strandsegeln auf der Airbus-bereinigten Fläche des Mühlenberger Lochs?

Ob der Bürgermeister von Beust dann auch noch sagt: „Die Hamburgerinnen und Hamburger haben den Fahrern und Teams einen mitreißenden Empfang geboten und damit die Sportbegeisterung unserer Stadt bewiesen. Hamburg rückt so einmal mehr in den internationalen Fokus des sportlichen Interesses.“ Solange ist er stellvertretend für die gesamte Stadt „stolz, dass die DTM auch in diesem Jahr wieder ihre Saisonpremiere in der Hansestadt feiert.“ Wohl wissend, das es sich nur um eine Demo-Veranstaltung handelt.

Oke Göttlich