Der Verbraucher

Wie man hört, ließ Trainer Felix Magath beim Abschlusstraining des VfL Wolfsburg vor dem letzten Spiel der Hinrunde drei Spieler in Leibchen trainieren, die für die Stammformation reserviert waren. Einem dieser Spieler soll er zugesichert haben, dass er in diesem letzten Spiel von Anfang an dabei ist. Keiner der drei war im Kader.

Wie man hört, soll Felix Magath, Geschäftsführer Sport des VfL Wolfsburg, mit dem 21-jährigen mazedonischen Linksaußen Ferhan Hasani (Skendija Tetovo) verhandeln, mit dem serbischen Verteidiger Aleksandar Luković, 29, der für Zenit Petersburg spielt, mit Slobodan Medojević (FK Vojvodina Novi Sad), 21, defensives Mittelfeld, ebenfalls Serbe. Schon verpflichtet: der 25-jährige Tscheche Petr Jirácek (Viktoria Pilsen), defensives Mittelfeld. Und das werden noch mehr.

Es gibt, bei Organen wie dem Kicker und der FAZ, Journalisten, die Magath mit großer Hochachtung begegnen. Es gibt auch Fans, die seine Art des Umgangs mit Spielern schätzen. Es handelt sich um Journalisten und Fans, die Fußballer mindestens so sehr hassen wie lieben. Lieben für den Spaß, den sie ihnen machen, und den Ärger, und hassen für das leichte Leben, das sie dank der ihnen entgegengebrachten Liebe haben. Magath befriedigt den Hass auf die Spieler, indem sie bei ihm mehr trainieren, mehr leiden, mehr Schweigen erfahren, mehr Ablehnung, mehr „Willensschulung“, wie er das nennt. „Ich pampere meine Spieler nicht“, sagt Magath.

Im Moment wird Magath kritisiert, weil der VfL Wolfsburg unten steht, und alles, was er bislang dagegen versucht hat, wenig brachte. Nun verpflichtet und feuert er Spieler, wie er das immer tat, wenn er die Möglichkeit hatte. Schon gegangen sind Diego, die verletzten Aliaksandar Hleb und Arne Friedrich, möglicherweise folgt Thomas Hitzlsperger. Sotirios Kyrgiakos und Jan Polak sind aussortiert. In Deutschland ahnen die Spieler die Höhe des Preises, den sie für Magaths Erfolge – wenn sie denn kommen – bezahlen. Eventuell interessiert er sich deshalb für Mazedonier, Serben, Tschechen.

Spieler, mit denen er nicht mehr plant, die er aber auch nicht los wird, trainieren auf dem Nebenplatz, mit dem gut gemeinten Rat: „Macht den Rasen nicht kaputt.“ Möglich, dass Magath mit dieser Methode am Ende wieder Erfolg hat und damit eine auf Tabellenstände fixierte Branche übertölpelt. Warum beschäftigen sich die Gewerkschaften, die beim VfL-Geldgeber Volkswagen etwas zu sagen haben, nicht mit Magaths Methoden? Im VW-Konzern würde es die IG Metall nicht dulden, wenn Vorgesetzte ihre Mitarbeiter so behandeln, wie Magath seine Spieler. So behandelt werden, das will keiner. ROGER REPPLINGER