Kommentar: Luftverkehr
: Ignorant über den Wolken

Der Vorstoß ist reichlich plump: „Genehmigung her oder der Standort geht den Bach herunter“, derart subtil fordert der Chef des Düsseldorfer Flughafens eine Kapazitätserweiterung für seinen Airport. Er weiß, dass der Zeitpunkt günstig ist: Wenige Wochen vor der Landtagswahl kommt es einer politischen Todsünde gleich, wenn die Aussicht auf Arbeitsplätze durch das Ruhebedürfnis von Flughafen-Anwohnern gestört wird. Denn: Wir haben schließlich fünf Millionen Arbeitslose.

Doch man macht es sich zu leicht, wenn man mit Blick auf die Erwerbslosenstatistiken 40 Jahre alte Verträge zum Schutz der Anwohner wegwischt. Denn die Lobbyisten ignorieren, dass nicht nur ein paar Hausbesitzer um ihre ungestörten Träume und den Wert ihrer Grundstücke fürchten, sondern dass auch sämtliche Nachbarkommunen nichts von einer Kapazitätserweiterung halten – darunter CDU-geführte Großstädte wie Essen. Gründe dafür gibt es reichlich: Ökonomisch kann und sollte der Stadtflughafen Düsseldorf nicht mit dem Drehkreuz Frankfurt konkurrieren, und ökologisch ist es ohnehin verheerend, den Luftverkehr im Rausch des Billigflieger-Booms als Allheilmittel gegen wirtschaftliche Stagnation zu feiern.

Zwingend notwendig ist die Kapazitätserweiterung nicht: Kein Geschäftsmann in der Rhein-Ruhr-Region kann sich über schlechte Flugverbindungen beklagen. Tagsüber starten viele Flieger von Düsseldorf mit leeren Sitzen, Start und Landezeiten sind in Düsseldorf (und auch in Köln/Bonn) vorhanden – nur nicht für die lukrativen Business-Pendler.

Dass die Betreiber an dieser Klientel zusätzlich verdienen wollen, ist betriebswirtschaftlich verständlich. Doch genau darüber hat die Landesregierung bei ihrer Genehmigungsentscheidung nicht zu befinden. KLAUS JANSEN