Grohe dreht Arbeitern Hahn zu

Nach der Übernahme der Grohe-Gruppe durch US-Investoren und McKinsey-Beratern im Haus wird der Armaturenhersteller aus Hemer Menschen arbeitslos machen

HEMER taz ■ Der Badezimmer-Armaturenhersteller Grohe aus dem sauerländischen Hemer will ab 2007 rund 150 Millionen Euro jährlich einsparen und damit ein Konzept der Beratungsgesellschaft McKinsey umsetzen. Betroffen vom Sparkurs der vor knapp einem Jahr von den US-amerikanischen Finanzinvestoren Texas Pacific Group und Credit Suisse First Boston Private Equity übernommenen Grohe-Gruppe sind weltweit insgesamt 5.800 Mitarbeiter.

Wie viele von denen in Deutschland zukünftig ohne Job dastehen, ist bislang noch unklar. Zu der gestrigen Betriebsversammlung bei Grohe wurde der IG Metall-Sprecher Stefan Thalheim vom Gewerkschaftsbezirk Werdohl-Iserlohn nicht zugelassen. Warum der Gewerkschafter die Betriebsversammlung nicht besuchen durfte, „ist mir nicht mitgeteilt worden“, sagte Thalheim. Der Organisationsgrad der Mitarbeiter des Unternehmens sei jedoch sehr gering, sagte er.

Das Unternehmen, das in den vergangenen Jahren immer Gewinn gemacht hat, soll mit den bevorstehenden Entlassungen noch profitabler gemacht werden. Mittlerweile erwirtschaftet das Unternehmen 80 Prozent seines Gesamtumsatzes im Ausland, fertigt aber 80 Prozent seiner Produkte in Deutschland.

Das soll der McKinsey-Plan ändern. Es werde eine „Absenkung des Personalstandes, hervorgerufen durch Umstrukturierungen und Verlagerungen eines Teils der Produktion ins Ausland“ geben, heißt es. Grohe hat einen Weltmarktanteil von rund 10 Prozent an Badarmaturen.

Dem zukünftigen Personalabbau soll das Sauerländer Unternehmen schon durch Rückstellungen im zweistelligen Millionenbereich vorgebeugt haben. Ein Sprecher des Unternehmens erklärte gestern, bis zum Abschluss der Gespräche zwischen Vorstand und Arbeitnehmervertretern werde es keine Informationen über Details des Stellenabbaus geben. Auch die Zulieferer von Grohe können sich auf härtere Zeiten einstellen. Denn angeblich ist geplant, das Produktportfolio des Unternehmens um 60 Prozent zusammen zu streichen. Statt 6.000 Zulieferer sollen zukünftig nur noch 1.000 bis 1.500 Firmen Teile liefern. Dann könnte Grohe noch mehr Gewinn machen. In 2003 verbuchten die Sauerländer einen Gewinn von 184,6 Millionen Euro vor Steuern. ELMAR KOK