Letzte Klappe für Kölner Programmkino

Nach über 36 Jahren stellt das Kino „Lupe 2“ den Spielbetrieb ein. Hintergrund ist ein Streit um Mietrückstände, den das Oberlandesgericht in letzter Instanz zu Gunsten des Vermieters entschied. Der will die Spielstätte erhalten

Köln taz ■ Hinter der Schaufensterscheibe vertrocknen die Weihnachtssterne. Die Klappe zur Kasse zeigt „Geschlossen“. Ein DIN-A4-Zettel dankt den Besuchern der „Lupe 2“ am Mauritiussteinweg für die langjährige Treue und bedauert, den Spielbetrieb einstellen zu müssen. Am 30. März verabschiedete sich das Lupe-Team „in Love“ nach über 36 Jahren völlig überraschend aus der Kölner Szene.

Hintergrund ist ein Mietstreit um rund 50.000 Euro, den das Oberlandesgericht Köln Anfang März in letzter Instanz zu Gunsten des Vermieters entschied. Der schickte prompt die fristlose Kündigung. „Es gab Mietrückstände von anderthalb Jahren“, erklärt Ralf Höppe von der Ott-Immobilien AG der taz. Vergleichsangebote seien nicht akzeptiert worden. Elke Schwarz von der Göttinger Filmverleih-GmbH „Die Lupe“, die noch je ein Programmkino in München und Göttingen betreibt, sieht das anders: „Der Vorbesitzer des Kinos hatte einen Zuschlag zur Miete als Baukostenzuschuss zur Renovierung bezahlt. Dieser Vertrag war inzwischen ausgelaufen, wir wollten den Zuschlag nicht mehr zahlen.“ Die Überweisungen wurden gekürzt, es kam zur gerichtlichen Auseinandersetzung. „Wir haben schließlich Ratenzahlung angeboten, aber das wurde abgelehnt“, so Schwarz.

Auch wenn das Geschäft mit Programmkinos schwierig geworden ist – rückläufige Einnahmen seien nicht der Grund für die Zahlungsverweigerung gewesen, versichert sie. Die Lupe 2 war in den letzten Jahren für ihr cineastisches Jahresprogramm vom Bundesbeauftragten für Kultur und Medien und der Filmstiftung Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet worden.

Höppe will das Kino mit seinen rund 120 Plätzen als Abspielstätte erhalten und verhandelt nach eigenen Angaben derzeit mit zwei „im Programmkinobereich erfahrenen“ Kölner Betreibern. JÜRGEN SCHÖN