LESERINNENBRIEFE
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Gute Berater aus dem Königshaus

■ betr.: „Tränenreicher Abschied vom ‚Geliebten Führer‘“, taz vom 29. 12. 11

Die Bestattung von Kim Jong Il war fürwahr ein absurdes, bizarres Spektakel. Man fragt sich, wie es bewerkstelligt wurde, eine solche Trauer nahe der Hysterie unter Tausenden zu inszenieren. Nun, vermutlich mit guten Beratern – derer es genügend im englischen Königshaus geben dürfte. Denn die Beerdigung von Lady Di war in Pomp und massenhaft öffentlich ausgespielter Trauer ein guter Vorläufer. Ins Positive gewendet war jüngst die Hochzeit von William und Kate eine vergleichbare Inszenierung.

Hiermit sollen keinesfalls Personen oder gar deren Handeln gleichgestellt werden, nur haben wir keinen Anlass, uns arrogant und spöttisch über die nordkoreanische Farce zu mokieren, wenn wir in anderem Zusammenhang bei gleichartigen Inszenierungen genussvoll mitleiden. TILMAN LENSSEN-ERZ, Köln

Kein Künstler, nur Politlobby

■ betr.: „TV-Kultur: Wo ist Anton Reiser?“, taz vom 31. 12. 11

Neun Milliarden pro Jahr fürs Öffentlich-Rechtliche? Davon für Kulturelles höchstens ein Prozent? Ja, stimmt, hatte ich in 30 TV-Jahren täglich im Nacken – Literaturmagazin, Café Größenwahn, Bestenliste. Aber Dirk Knipphals nennt nicht die Ursache: den permanenten Bruch der Staatsverträge.

Nach diesen Verträgen sollen die öffentlich-rechtlichen „Anstalten“ grundsätzlich drei Aufgaben erfüllen: Information, Unterhaltung, Kultur. Für Kultur also nicht 1 Prozent, sondern 33,3 Prozent. Stattdessen hecheln sie seit Kohls großer Wende den Kommerzkanälen hinterher, im Aufsichtsrat des SWR (den nach 1945 Dichter gründeten) sitzt kein Autor, kein Künstler, nur Politlobby, von so was wie „Filmsprache für Anton Reiser oder ETA Hoffmann“ kann man öffentlich-rechtlich nicht mal träumen. JÜRGEN LODEMANN, Freiburg

Das gibt es nur öffentlich-rechtlich

■ betr.: „TV-Kultur: Wo ist Anton Reiser?“, taz vom 31. 12. 11

Ich kann dem Verfasser nicht zustimmen: Ich bin mit dem Angebot der öffentlich-rechtlichen Sender recht zufrieden. Auf die Privaten mit ihrem Klamauk kann ich verzichten. Es geht ja auch nicht nur um Literaturverfilmungen, sondern auch um Nachrichtenmagazine, Features, Kirchensendungen usw. Die Finanzierung über Gebühren garantiert die Unabhängigkeit von Werbekunden, Großunternehmern und von der Alltagslaune des Publikums. So werden auch Minderheiten bedient. Sehr schätze ich als Blinder Hörfilme, die es eben nur im öffentlich-rechtlichen Bereich gibt.

CHRISTIAN FUCHS, Gutenstetten

Ich verstehe da was nicht …

■ betr.: Leserinnenbriefe zu „Implantate? Krebs? Geschenkt!“, taz vom 27. 12. und 29. 12. 11

Ich verstehe da was nicht, vermutlich bin ich zu blond. Also, wenn ich Ski laufen gehe, wozu mich ja niemand zwingt, und ich mir dabei was breche, dann zahlt die Kasse, ja? Wenn ich Bodybuilding betreibe und mir dabei ein Band reißt, zahlt die Kasse, richtig?

Natürlich zahlt die Kasse nicht den Ski-Urlaub und auch nicht das Bodybuilding, denn das ist mein Privatvergnügen. Aber wenn bei dem Privatvergnügen etwas schief geht, zahlt sie dafür, gell? Und wenn am Schiefgehen nicht ich, sondern jemand anders schuld war, holt die Kasse sich die Kohle bei dessen Versicherung oder bei ihm selber wieder. Jedenfalls bezahle ich selber, abgesehen von Schmerz und Unbill, nichts. Wieso also sollten diejenigen Frauen, die sich „einfach so“ und trotz des üblichen Risikos ein Implantat haben einsetzen lassen, dafür zahlen, wenn dabei ungeeignetes Material verwendet wurde? Hä? Kann das mal einer … ganz langsam, für die Blonde …? Danke. SONJA HELLER, Werther