Einfamilienkaserne

Senat will 500 bis 700 Wohnungen in Ex-Lettow-Vorbeck-Kaserne bauen. Wettbewerb ausgelobt. BUND und GAL vermissen ökologische Vorgaben

Freytag träumtden Traum vom bezahlbaren Wohnen im Grünen

Von Gernot Knödler

Die Kaserne mit ihren Terrakotta-Kolonialkriegern soll erkennbar bleiben. So sieht es zumindest der städtebauliche Rahmen vor, den der Senat gestern für die Bebauung der ehemaligen Lettow-Vorbeck-Kaserne in Jenfeld beschlossen hat. Stadtentwicklungssenator Michael Freytag will hier vor allem „den Traum vom bezahlbaren Eigenheim im Grünen“ Wirklichkeit werden lassen. Ökologische Vorgaben machte er zum Leidwesen von BUND und GAL nicht. Ob tatsächlich schon 2008 die ersten Häuser gebaut oder umgebaut werden können, steht in den Sternen. Denn die Verhandlungen des Senats mit dem Bund, dem das Gelände gehört, sind noch nicht abgeschlossen.

Nach den Vorstellungen Freytags und seiner Kollegen sollen auf 60 Prozent des 28 Hektar großen ehemaligen Kasernengeländes Wohnungen gebaut werden. „Neben überwiegend verdichteten Einfamilienhausformen soll innovative, flächensparende Wohnbebauung als Geschosswohnungsbau entstehen“, wünscht sich der Senat. 500 bis 700 Wohnungen sollen 2.000 Menschen eine Heimstatt bieten. Auf einem zusammenhängenden Areal von 20 Prozent der Fläche ist Gewerbe vorgesehen. Der Rest soll grün werden, wobei 1,1 Hektar für Spielplätze reserviert sind – das entspricht etwa zwei Fußballfeldern.

Mit Hilfe eines städtebaulich-landschaftsplanerischen Wettbewerbs soll noch in diesem Jahr erkundet werden, wie diese Vorgaben erfüllt werden können. Dabei wird auch zu klären sein, wie der ehemalige Exerzierplatz mit den ihn umgebenden Kasernengebäuden genutzt werden kann. Das Ensemble, dessen Terrakottareliefs an die deutsche Kolonialvergangenheit erinnern, gilt als denkmalwürdig. Freytag kann sich aber eine niedrige Bebauung des Exerzierplatzes vorstellen, die sicherstellt, dass dieser erkennbar bleibt.

Der Umweltverband BUND bemängelt das Fehlen ökologischer Vorgaben. „Weder von Solarenergie, Passivhäusern oder ökologischen Baustoffen noch von Verkehrsberuhigung und Fahrradwegen ist mehr die Rede“, kritisierte Landesgeschäftsführer Manfred Braasch. „Solche Vorgaben, die unter anderem entscheidend für die Ausrichtung der neuen Gebäude sind, müssen in die Wettbewerbsbedingungen integriert werden“, verlangte er.

Der GAL-Bürgerschaftsabgeordnete Claudius Lieven erkennt eine verpasste Chance, hier „das erste komplette Passivhausquartier der Stadt“ zu schaffen. Lieven befürchtet, die flächenfressende Bebauung mit Einfamilien- und Reihenhäusern könnte die Bodenpreise in die Höhe treiben. „Richtig wäre es, den Schwerpunkt auf Baugemeinschaften und Stadthäuser mit vier bis acht Wohnungen zu legen“, findet der Abgeordnete.

GAL und SPD monierten, der Senat sei mit den Plänen für das neue Quartier im Verzug. Noch immer hat der Senat keine Übereinkunft mit dem Bund über die Zukunft des Geländes erzielt. „Die Interessenlage ist so, dass eine Veräußerung realistisch erscheint“, orakelte Freytag. Dabei müssten sich die Vorstellungen über den Kaufpreis an den Zielsetzungen des Senats orientieren.