nicht verpassen!
: Kalt eingewickelt

„Stefan Aust – Der Chef“,

22.30 Uhr, WDR

Stefan Aust ist ein umtriebiger Mensch. Fünf Tage die Woche gehört er dem Spiegel und seinen diversen medialen Ablegern, zwei Tagen seinen Pferden und irgendwann natürlich auch seiner Familie, aber die darf Stephan Lamby nicht zeigen.

Blöd, irgendwie. Schließlich ist sein Aust-Porträt Teil der Reihe „Menschen hautnah“. Doch hautnah und Stefan Aust, so viel wird bald klar, haut nicht hin: Der Spiegel-Chefredakteur bleibt kalt, glatt und eben „der Chef“, wie ihn Lamby in hoffentlich nur gespielt-ahnungsloser Bewunderung nennt.

Was den Film dabei sehenswert macht, ist die quasi päpstlich-unfehlbare Aura, die der Ersatz-Augstein verstrahlt. Einflussnahme auf die Berichterstattung aus persönlichem Interesse, zum Beispiel bei der im Spiegel neuerdings ziemlich mies wegkommenden Windenergie? – „Ich fahre durchs Land, und wenn ich eine Geschichte sehe, rufe ich an und schlage vor, dass sie gemacht wird. Mit Privatinteresse hat das null zu tun, absolut null“, sagt Aust. Komisch nur, dass vor ziemlich genau einem Jahr ein Spiegel-Redakteur just wegen dieser gar nicht vorhandenen Einflussnahme des Windmühlenkämpfers kündigte.

Noch komischer, dass Lamby diesen Fall nicht klarer anspricht. So fällt es Aust leicht, die im ganzen Film ohnehin nur verhalten geäußerte Kritik zu unterlaufen.

Ja, der Spiegel-Chefredakteur ist mächtig. Sogar sehr mächtig. So mächtig, dass sich Lamby bei Austs Bemerkung, er pflege keine Politiker-Freundschaften, schon gar nicht mehr nach Gerhard Schröder zu fragen traut.

Direkte Kritik kommt ohnehin verklemmt im Off: Aust habe das beste Netz der Republik geknüpft, raunt es da, inklusive hervorragender Kontakte zu Springer und zum FAZ-Verlag. Ein paar Belege dafür wären ganz hübsch gewesen. Es gibt sie nämlich, wie die Posse um die Rechtschreibreform zeigt. STG