Tote konsumieren nicht

betr.: „Bayerns Metropole verstaubt“, taz vom 29. 3. 05

Die Diskussion um den Feinstaub macht mich wütend. Die Kommunen und die Bürger müssen jetzt die Versäumnisse der deutschen Gesetzgeber und die Verweigerungshaltung der deutschen Automobilindustrie ausbaden oder besser gesagt einatmen.

Die europäische Richtlinie zur Begrenzung des Feinstaubs hätte schon längst in deutsche Gesetze umgesetzt werden müssen; und die deutschen Automobilbauer waren schon lange in der Pflicht, auch die Dieselmotoren sauberer zu machen. Sollten tatsächlich im Mutterland des Automobilbaus die Autohersteller nicht in der Lage sein, einen Rußfilter für Diesel zu einem vernünftigen Preis zu entwickeln und in ihre Autos einzubauen? Das ist absolut lächerlich. Peugeot und Citroën bieten schon seit Jahren saubere Dieselfahrzeuge (mit Partikelfilter) zu absolut konkurrenzfähigen Preisen an!

Die ganze Angelegenheit erinnert fatal an die Katalysatordiskussion der 80er-Jahre: Bei der Einführung des Katalysators für Benzinmotoren argumentierten die (europäischen) Hersteller, die Entwicklung sei sehr kostenintensiv und zeitaufwändig, der Aufpreis für den Kunden müsse zwangsläufig sehr hoch sein, und deshalb sei eine großzügige Subvention durch den Staat notwendig. Als die Japaner dann kurzfristig ihre Fahrzeuge zu einem geringen oder sogar ohne Aufpreis serienmäßig mit dem Kat ausrüsteten, konnten die Europäer plötzlich nachziehen.

Vielleicht sollten die Autohersteller einmal darüber nachdenken, dass Kranke und Erwerbsunfähige eher schlechte Kunden sind und Tote den Konsum ganz einstellen. ANNETTE NELLEN, Krefeld