LESERINNENBRIEFE
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Schächten ist Anachronismus

■ betr.: „Die Sache mit dem Kehlenschnitt“, taz.nord vom 24. 12. 2011

Der Tierschutz wird in Deutschland trotz Festlegung als Staatsziel im Grundgesetz (Art. 20a) immer noch Profitinteressen und eben auch religiös begründeten Partikularinteressen geopfert. Da der Tierschutz im Koran insgesamt einen sehr hohen Stellenwert hat, stellt der Hinweis auf das Schächten als einem schon von Mohammed praktizierten Schlachtverfahren einen Anachronismus dar. Wenn sich Muslime tatsächlich glaubhaft auf Mohammed und Abraham berufen wollen, müssten sie auf sehr viele lieb gewordene Annehmlichkeiten und Sicherheiten verzichten, die den beiden genannten Religionsstiftern noch nicht bekannt waren, wie Telefon, Eisenbahnen, Autos, Flugzeuge und modernste Operationsverfahren. Wohl kein Schächter würde von Deutschland aus zu Fuß oder auf Eselsrücken nach Mekka oder als Jude zur Klagemauer pilgern. ECKARD WENDT, Vorsitzender Arbeitsgemeinschaft für artgerechte Nutztierhaltung e.V, Stelle

Ein Kilo Plutonium reicht

■ betr.: „Störfeuer gegen Asse-Pläne“, taz.nord vom 24. 12. 2011

Das Bundesamt für Strahlenschutz beklagt die schleppende Bearbeitung der Genehmigungsverfahren zur Erkundung der technisch besten Möglichkeit zur Rückholung des unter der Asse abgekippten Atommülls. Demjenigen sei Dank, der dieses interne Papier an die Öffentlichkeit gegeben hat. Die Bürger um die Asse vermuten schon lange, dass sie vom niedersächsischen „Umweltschutzverhinderungsminister“ Sander (FDP) und dem für Umweltschutz angeblich so engagierten Minister Röttgen weiterhin verarscht werden sollen. Die beiden tun alles, um nach erfolgreicher Verzögerung das vom „Versuchslager“ hinter dem Rücken der Bürger zum Endlager umdeklarierte Bergwerk fluten zu lassen, wahrscheinlich um die Gewinnmaximierung der Atomindustrie nicht zu trüben.

Es soll endlich Gras wachsen über die Jahrzehnte dauernde organisierte Verantwortungslosigkeit, über die Zeit des Versagens, des Täuschens, des Belügens und Betrügens. Diese Rechnung wird nicht aufgehen. Sinniger Weise wurde das Atommülllager im Wasser-Einzugsgebiet von Elbe und Weser angelegt. Der Atommüll inklusive der darin befindlichen 30 Kilo Plutonium wird mit dem eintretenden Wasser in Lösung gehen und durch den Gebirgsdruck aus dem Salzstock gepresst und die Gewässer und Gebiete bis Hamburg und Bremen verseuchen. Ein Kilogramm Plutonium reicht, um die Bevölkerung ganz Deutschlands zu vergiften.

Zum anderen leisten Röttgen und Sander ihren Amtsnachfolgern einen Bärendienst. Die Bevölkerung des nach den geologischen Gegebenheiten am besten geeigneten Gebietes für ein „End“-Lager wird sich daran erinnern, wie die Politiker mit der Bevölkerung um die Asse umgegangen sind. Mit Sicherheit wird weiter betrogen und gelogen. JÖRG NEUMANN, Remlingen

Deutsch-dänische Scherben

■ betr.: „Was vom Regieren übrig bleibt“, taz.nord vom 29. 12. 2011

Der Bericht über das schwarz-gelbe Kieler Erbe führt prinzipiell in die richtige Richtung, unterschlägt aber den womöglich wichtigsten Punkt. Denn ein Regierungswechsel in Schleswig-Holstein hätte auch zur Folge, dass man das angeschlagene Verhältnis zum Nachbarn Dänemark wieder reparieren kann. Das nicht unwesentlich darunter leidet, dass im Zuge des nicht demokratisch legitimierten Sparpaketes Kürzungen bei den Schulen der dänischen Minderheit beschlossen wurden, die jene gegenüber herkömmlichen öffentlichen Bildungseinrichtungen diskriminieren. Womit das seit Jahrzehnten auch für andere EU-Regionen vorbildliche gleichberechtigte Prinzip aufgegeben und zudem noch durch unbedachte und alles andere als dem europäischen (Zeit-) Geist entsprechende Äußerungen wie „Die dänischen Kinder können ja auch auf deutsche Schulen gehen“ zusätzlich angeheizt wurde. Weshalb CDU und FDP in jedem Fall einen Scherbenhaufen hinterlassen, was die grenzüberschreitende Zusammenarbeit – und damit die wichtigste Wachstumsperspektive im Norden – betrifft!  RASMUS PH. HELT, Hamburg