Philipp Demandt ist neuer Chef der Alten Nationalgalerie
: Der Mann von der Luise

Zwischen Preußentum und modernem Kulturmanagement

von Rolf Lautenschläger

Die erste große Schau ist zugleich ein echtes Heimspiel für Philipp Demandt, den neuen Direktor der Alten Nationalgalerie. „… den alten Fritz, der im Volke lebt. Das Bild Friedrich des Großen bei Adolph Menzel“, lautet der Titel der Ausstellung, die ab März auf der Museumsinsel zu sehen sein wird. Sie führt uns alle ikonografischen Klischees des Fürsten vor, die wir so kennen: Der Musiker Friedrich aus dem Flötenkonzert, der Alte mit Hut, der Kriegsherr, der aufgeklärte Monarch als Philosoph. Menzels malerische und grafische Arbeiten haben das Bild und die Rezeption Friedrichs im 19. Jahrhundert und darüber hinaus regelrecht geformt.

Der Kunsthistoriker Demandt (40), der mit Beginn dieses Jahres auf dem Direktorensessel der Alten Nationalgalerie der Staatlichen Museen zu Berlin Platz nehmen durfte, kennt sich mit den preußischen Themen beziehungsweise ihren Mythen und Wandlungen bestens aus: 2001 promovierte er am Institut für Geschichts- und Kulturwissenschaften der FU Berlin mit einer Arbeit zur Entstehungs- und Wirkungsgeschichte der Königin-Luise-Porträts von Johann Gottfried Schadow und Christian Daniel Rauch sowie zur historischen Mythologie des preußischen Staates im Spiegel des „Luisenkults“. Demandts Menzel-Schau ist also so was wie Fortsetzung der Luise mit anderen Protagonisten.

Zu den Plänen am Museum gefragt, sagte Demandt ganz uneitel: „Es ist eine ausgesprochen glückliche Situation, eine ständige Sammlung zu haben, die ein Magnet ist. Und diese Sammlung hängt sehr sinnvoll geordnet. Zudem hat das Haus sich in den letzten Jahren monothematisch den großen Künstlern des 19. Jahrhunderts gewidmet: Schadow, Menzel, Marées oder Ilja Repin. Diese Arbeit würde ich gerne fortsetzen.“ So weiß man wenigstens, was zu erwarten ist.

Was aber zu kurz greift. Mit Demandt kommt jemand an die Alte Nationalgalerie, der sich zudem in der Moderne sowie im modernen Kultur- und Ausstellungsbetrieb fachlich sehr gut auskennt. Was auch der Grund seiner Berufung durch die Stiftung Preußischer Kulturbesitz SPK gewesen sein soll.

Ab 2004 war Demandt Dezernent bei der Kulturstiftung der Länder. Zu seinen Aufgaben zählten unter anderem die Beratung deutscher Kultureinrichtungen beim Erwerb von Kunstwerken des 17. bis 19. Jahrhunderts und bei entsprechenden Ausstellungsvorhaben. Von 2007 bis 2010 war er außerdem wissenschaftlicher Berater und Mitkurator der „Königin Luise“-Ausstellung. Demandt ist also ein Preußenkenner, Luisenfachmann und Liebhaber der großen romantischen Schinken des 19. Jahrhunderts – wie die von Friedrich und Co. Aber er ist darin auch sehr modern. Schaun mer mal.